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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 29 Mai 2011 22:39 Titel: Kurzfilm "ZU VIEL" |
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Überwältigt von den Eindrücken des herannahenden Frühlings und der Erinnerung an die Geliebte kämpft der junge Eduard Mörike (1804–1874) in seinem 1830 entstandenen Sonett Zu viel mit seinen Gefühlen und sich selbst. Er selbst war auch evangelischer Pfarrer, haderte aber bis zu seiner frühen Pensionierung stets mit diesem „Brotberuf“. In meinem eben beendeten gleichnamigen Film werden dem Text Bildazzoziationen zu Seite gestellt.
Deutschland. 2011. DV, 8 Min.
Deutsche Originalversion
Ich wünsche anregende Minuten! _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 30 Mai 2011 17:52 Titel: |
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Auch dieser Film hat mich wieder erfreut, Patrick!
Imho hast Du auch die passende Musik dazu ausgewählt, bzw. gespielt, die die erlesenen Bilder wunderbar einrahmt.
Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, würde ich höchstens anmerken, dass Du vielleicht noch ein wenig an der Betonung arbeiten könntest, wenn Du ein Gedicht liest.
Gruss
cinéphile |
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bodycounter
Anmeldungsdatum: 29.04.2008 Beiträge: 211
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Verfasst am: 31 Mai 2011 22:25 Titel: |
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Lieber Patrick,
vielen herzlichen Dank für diesen schönen Kurzfilm.
Im Gegensatz zu dem kleinen Projekt, dass wir letztes Jahr in Frankreich realisiert haben, haben die Bilder hier, glaube ich, weniger eine illustrative Funktion. Dies scheint mir ein Dokumentarfilm zu sein. Zum einen eröffnet die Narration den fiktiven Raum des Gedichts, indem ein Zwiespalt den Erzähler quält, der von der Erinnerung an seine verflossene Liebschaft nicht loskommt, gerade nun, wo sich alles wieder so einzurichten schickt, das Gedächtnis anzuregen. Andererseits kommentierst du mit deinen eigenen Bildern, die teils den Frühling des Gedichts revozieren, teils die Differenz zwischen Möhrikes Elegie und deinem Film verdeutlichen, das es sich um eine falsche Erinnerung handelt. Die Welt des Gedichts zerfließt, um deine Einstellungen zu besetzen; das Haus an der Fichte ist das des Films, mehrdeutig aber als Vergangenes, der Ort virtueller Erinnerungen und als Gegenwärtiges das Fortschreiten der Zeit besiegelndes.
Aber der Text selbst ist schon ambivalent genug, denn dunkel bleibt, was die Unentschlossenheit des Erzählers auslöst, worin sie überhaupt besteht. Diesen blinden Fleck will der Film, glaube ich, auch gar nicht berühren, sondern nur mit der resignativ angehauchten Musik umspielen.
So würde ich auch die Betonung nicht als unpassend bezeichnen, als Gleichbleibende versucht sie nicht die Stimme des Schreibers selbst zu repräsentieren, sondern trägt das Gedicht wie in einer fremden Sprache geschrieben vor, mit dem Ergebnis, dass es mit den Bildern wunderbar vermittelt wird, als ein gleichzeitig beobachtendes, suchendes und revokatives Unternehmen. So entgeht der Versuch der Visualisierung von Möhrikes Gedicht der Falle, die Stimmung nur durch Bild und Ton zu verdoppeln. Deine Wahl war glücklich, da sie auf ein Werk fiel das in sich selbst rissig genug ist, als umherwandernder Geist deinen Film zu beseelen. _________________ Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden. |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 01 Jun 2011 07:28 Titel: |
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bodycounter hat folgendes geschrieben: | Deine Wahl war glücklich, da sie auf ein Werk fiel das in sich selbst rissig genug ist, als umherwandernder Geist deinen Film zu beseelen. |
Treffend beschrieben, so habe ich es auch empfunden. Wirklich ein rästelhaftes Gedicht. Zwar gibt es gute rationelle Interpretationen (z.B. Fussenegger, Gertrud. In: Frankfurter Anthologie 6, 1982, S. 97- 100.) aber selbst dann verbleibt etwas, dessen Zauber man nur schwer fassen kann. Und das ist mir das Wesentliche, wichtiger als alles sind mir Stimmungen von Texten, die in mir etwas auslösen. Wenn ein Text das nicht vermag kann er mich nicht beflügeln. Mörike schafft dies bei mir erstaunlich oft, weil seine Poesie neben allem sprachgeschliffenen Sonnenschein auch immer etwas Abgründiges hat. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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gruenrowski
Anmeldungsdatum: 11.12.2010 Beiträge: 133
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Verfasst am: 03 Jun 2011 12:03 Titel: |
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Vielen Dank, war wieder einmal schön, aufmunternd, und im besten Sinne beruhigend. |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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gruenrowski
Anmeldungsdatum: 11.12.2010 Beiträge: 133
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Verfasst am: 03 Jun 2011 17:11 Titel: |
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Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben: | Freut mich, dass der Film gefällt. Ich habe allein sechs Wochen an dem kniffligen Klavierstück geprobt, das mir dafür wichtig erschien. |
Das ist auch ein schönes Sahnehäubchen. Gerade das erste, verlangsamte Bild auf dem Stück ist eine schöne, filmische Assoziationsarbeit. Wirkt schön. |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 17 Jun 2011 10:58 Titel: |
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Film läuft bei mir nicht. Schade. Das erste Bild was du auch hier eingestellt hast, sieht zumindest vielversprechend aus... |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 28 Jun 2011 06:58 Titel: |
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Jetzt geht es ja.
Hier würde ich von der inhaltlichen Abhandlung her dem bodycounter zustimmen wollen. Nur empfinde ich manche Bildfolgen, oder nennen wir sie ruhig mal "Szenen" als zu lang, dafür andere wieder zu kurz. Das schönste Bild hast du ja oben schon gezeigt. Die schönste Metapher ist IMO die mit der Hummel und den Blumen. Ich finde nur deine Stimme absolut graußig; da rollen mir fast die Zehnägel hoch, Patrick - aber hey, meine ist auch nicht so doll . Hast du denn mal daran gedacht, dafür einen trainierten Sprecher zu engagieren? Damit hättest du noch mehr rausgeholt, meine ich. |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 28 Jun 2011 08:06 Titel: |
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@ Sprecher: Möglich, aber da das Endergebnis schon so ist, wie ich es mir vorgestellt habe, sehe ich darin erstmal keinen Bedarf. Die Straubs sprechen ihre Texte oft auch selbst, und klingen stellenweise durch ihr französisch-deutsch noch viel verschrobener, aber das macht den Charakter der Filme aus (Lothringen!, Visite au Louvre, Cézanne, oder sogar Nicht versöhnt, der mit seinen vielen Dialekten der Laiendarsteller irritiert). Behaglich wohlklingend soll da nichts sein, die Strenge der Diktion mit ihren Brüchen und seltsamen Pausen ist intendiert. Eigentlich hätte es ja Schwäbisch sein müssen, weil Mörike auch Schwabe war, so weit wollte ich dann aber doch nicht gehen, da die Stimme nicht unbedingt die Mörikes sein sollte. Bodycounter hat es weiter oben ganz gut ausgedrückt: So würde ich auch die Betonung nicht als unpassend bezeichnen, als Gleichbleibende versucht sie nicht die Stimme des Schreibers selbst zu repräsentieren, sondern trägt das Gedicht wie in einer fremden Sprache geschrieben vor. Falls es aber mal das Riesenprojekt gibt, bei dem professionelle Sprecher wirklich notwendig sein sollten, werde ich ohnehin darauf zurückgreifen. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 28 Jun 2011 09:02 Titel: |
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Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben: | Behaglich wohlklingend soll da nichts sein, die Strenge der Diktion mit ihren Brüchen und seltsamen Pausen ist intendiert. |
Diese hatte ich ja auch nie angesprochen, Doc. Im Gegenteil, die gefällt. |
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