Mortimer
Anmeldungsdatum: 13.03.2005 Beiträge: 3204 Wohnort: Rheinland
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Verfasst am: 17 Mai 2009 19:17 Titel: Arte | 25.05.09: 'Der Golem, wie er in die Welt kam' |
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Arte | Montag 25. Mai 2009 | 0:50 Uhr
Zitat: | Der Golem, wie er in die Welt kam
Prag, 16. Jahrhundert: Rabbi Löw formt eine lebendige Statue aus Lehm, den Golem...
Prag, 16. Jahrhundert: Rabbi Löw, geistlicher Führer der jüdischen Gemeinschaft, ein Magier und Meister der schwarzen Kunst, formt eine lebendige Statue aus Lehm, den Golem. Der Koloss rettet dem Kaiser das Leben, worauf dieser ein Edikt widerruft, das die Vertreibung der Juden aus Prag verordnet. Als sich der Golem infolge einer verhängnisvollen Konstellation der Gestirne gegen seinen Schöpfer auflehnt, stellt sich ihm ein kleines Mädchen entgegen. Paul Wegeners "Golem, wie er in die Welt kam" war einer der künstlerisch wie geschäftlich größten Erfolge der deutschen Stummfilmproduktion.
Als ein Edikt des Kaisers die Juden zum Verlassen der Ghettostadt auffordert, ist für Rabbi Löw die Zeit gekommen, nach den Regeln magischer Überlieferung aus Lehm die Gestalt des Golem zu formen, der zum Retter der Juden werden soll. Der kaiserliche Bote, Graf Florian, verliebt sich in Löws Tochter Mirjam. Während Rabbi Löw zur Audienz am Hof ist, wo er den Golem vorstellt, nutzt Florian die Zeit zu einem Schäferstündchen mit Mirjam.
Von Golem begeistert, fordert der Kaiser in seiner Euphorie magische Schauspiele von Löw. In einer Vision beschwört Löw den Gang der Juden aus Ägypten, fordert aber für seine Vorstellung absolute Ruhe, da sonst ein Unheil geschehe. Als das Gebot der Stille von Mitgliedern des Hofstaates durchbrochen wird, schwindet die Erscheinung, die magische Kräfte freisetzt und den kaiserlichen Palast in ein Trümmerfeld zu verwandeln droht.
Löws Golem rettet den Kaiser vor dem Verderben, der aus Dankbarkeit den Juden Schutz verspricht. Der Golem hat seine Pflicht erfüllt. Löw entfernt den segenspendenden "Schem", damit die Zauberkraft sich nicht gegen die Juden wende.
Aber der auf Florian eifersüchtige Famulus belebt erneut die Lehmfigur, um seinen Rivalen bei Mirjam auszuschalten. Jetzt entzieht sich der Golem dem menschlichen Willen und bringt Verderben und Zerstörung über die Ghettostadt. Noch einmal gelingt es Löw, die Stadt zu retten, während der Golem das Tor öffnet und in den Kreis spielender Kinder tritt. Ein kleines Mädchen entwindet ihm im Spiel den "Schem". Seiner Kraft beraubt, fällt die Lehmfigur zu Boden.
Parallelen und Nachahmungen zur Sagenverfilmung um den Prager Rabbi Judah Löw finden sich angefangen in "Das Cabinet des Dr. Caligari", bei dem Maschinenmenschen in "Metropolis" bis hin zu "Frankenstein". Mit seiner verwinkelten Stadt wurde "Golem, wie er in die Welt kam" zum Synonym für expressionistische plastische Filmarchitektur und gilt als der expressionistische Film schlechthin. "Es ist nicht Prag, was mein Freund, der Architekt Poelzig, aufgebaut hat. Sondern es ist eine Stadt-Dichtung, ein Traum, eine architektonische Paraphrase zum Thema Golem. Die Gassen und Plätze sollen an nichts Wirkliches erinnern, sie sollen die Atmosphäre schaffen, in der der Golem atmet", schrieb Paul Wegener. (Zitiert nach: Verleihkatalog Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin)
Der Film wurde im Sommer 1920 im Ufa-Union-Atelier und auf dem Ufa-Freigelände in Berlin-Tempelhof gedreht. Der Stoff von Paul Wegener war bereits 1914 von Henrik Galeen mit Paul Wegener in der Titelrolle verfilmt worden; parallel - aber unabhängig vom Film - schrieb Gustav Meyrink 1914 seinen Roman "Der Golem". Als "Nebenprodukt" drehte Paul Wegener 1917 den Film "Der Golem und die Tänzerin" .
ARTE zeigt die vom Münchner Filmmuseum aufwendig restaurierte und vollständig viragierte Fassung. 2002 erlebte sie, mit neuer Musik von Aljoscha Zimmermann, bei ARTE ihre Weltpremiere. |
Quelle: arte.tv |
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