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helmi

Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 2820 Wohnort: Hall of the incredible macro Knight
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Verfasst am: 12 Dez 2008 14:12 Titel: Der Tag, an dem die Erde stillstand |
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eigentlich wundert mich der inhalt der FD kritik nicht, habe vom remake ja auch nichts anderes erwartet...
Der Tag, an dem die Erde stillstand kritiken / kino
Kurz vor dem Abendessen erreicht die Astrobiologin Helen ein Anruf. Ein Tross dunkler Regierungswagen hält Sekunden später vor ihrem Haus und geleitet sie über den leer gefegten Highway. Auf einer Militärbasis bekommt die junge Wissenschaftlerin den Grund für diese Entführung geliefert: Ein unidentifiziertes Flugobjekt droht in Manhattan einzuschlagen; sie soll mit einer Schar anderer Wissenschaftler der amerikanischen Regierung Hilfe leisten. Das Objekt erweist sich als außerirdisches Raumschiff: eine gewaltige schimmernde Kugel, die im Central Park landet und von einem Großaufgebot an Militär und Polizei in Empfang genommen wird. Das Wesen, das sie beherbergt, nimmt erst nach und nach menschliche Form an, als es in den Laboren der Regierung an einer Schusswunde operiert wird, die ihm die Sicherheitskräfte beibrachten. Als schwach und verletzlich erweist sich allerdings bald darauf die Menschheit, die dem Außerirdischen Klaatu heillos unterlegen ist. Der lernt rasch die menschliche Sprache und sorgt sich um den Planeten, allerdings nur um diesen – die Menschen empfindet er als Störfaktor, die die Erde zerstören. Nach der Meinung des extraterrestrischen Öko-Aktivisten und der Allianz außerirdischer Zivilisationen, die er vertritt, soll die Gattung Homo sapiens deswegen komplett ausgelöscht werden. Die Waffe, die dafür nötig ist – ein riesiger Roboter –, hat Klaatu gleich mitgebracht.
Schon hier zeigt sich einer der wesentlichen Unterschiede des Remakes zu Robert Wise’ Original aus dem Jahr 1951 (fd 1799): Das Alien ist nicht einfach Ankläger, der eine Warnung bzw. ein Ultimatum auszusprechen hat, sondern zugleich auch Vollstrecker. Und auch der einzige, der die drohende Vernichtung stoppen kann. Dazu will ihn Helen bewegen, die Klaatu zunächst zur Flucht aus der Militärbasis verhilft und zusammen mit ihrem Pflegesohn Jacob zu seiner ständigen Begleiterin wird. Auch im neuen Film wird der Außerirdische mit christologischen Attributen versehen: Wie der „Stern über Bethlehem“ kündigt das Leuchten seines kugelförmigen Schiffs seine Ankunft am nächtlichen Himmel an (während sich die bösartigen Aliens in „Independence Day“, fd 32 118, als wolkenförmige Verfinsterung zeigten); auf Klaatus Erschießung folgt die „Auferstehung“; durch bloßes Handauflegen kann er Menschen vom Tod zurückholen. Allerdings werden auch apokalyptische Bildwelten bedient: Alsbald steigt eine Reihe weiterer Sphären-Kugeln aus diversen Landstrichen der Erde gen Himmel, die mit Tieren aller Arten gefüllt werden – „eine Arche“, schlussfolgert die amerikanische Verteidigungsministerin und erkennt darin die Ankündigung kommenden Unheils.
Die Vernichtung bricht dann nicht als Sintflut herein, sondern als (biblische) „Heuschreckenplage“. Der gewaltige Roboter verwandelt sich in eine Wolke metallischer Insekten, die alles in Windeseile aufzufressen drohen: Menschen, Maschinen und Architektur. Die Reaktion des Militärs ist kläglich: Der Kommandierende versucht sich anfangs an der Bombardierung der Raumschiff-Kugel und lässt selbst noch auf die „Heuschreckenplage“ mit Kanonen schießen. Der Weg zur Errettung der Menschheit liegt freilich in der Abwendung von Gewalt und in einem grundlegenden Wandel zu Friede und Vernunft.
Die pazifistische Botschaft des Originals wird also auch hier eingefordert – und zugleich ad absurdum geführt, da es sich das Remake nicht nehmen lässt, die angedrohte destruktive „Säuberungsaktion“ der Aliens bildgewaltig sogleich in die Tat umzusetzen. Ebenso umgeht der Film eine klare Darstellung irdischer Missstände. Zwar nimmt der Anfang mit den hysterischen, aber völlig unnützen Reaktionen der Behörden auf die unbekannte Bedrohung die aktuelle US-Sicherheitspolitik aufs Korn, wenn angesichts der Krise die Persönlichkeitsrechte (hier die von Helen und Klaatu) außer Kraft gesetzt werden; insgesamt aber bleibt die Kritik am Handeln der Menschheit unkonkret und verliert sich in wenigen Fernsehausschnitten; selbst Angela Merkel erblickt man kurz in der zusammenhanglosen Flut aus Nachrichtenbildern, die die chaotische Natur der Menschen bezeugen sollen, aber so willkürlich erscheinen, dass beispielsweise explizite Kriegsbilder völlig untergehen.
Die zahllosen Dialoge des Originals weichen einer fast schon unbefriedigende Wortkargheit: Wenn Jennifer Connelly als schöne Wissenschaftlerin, ihr Pflegesohn als Paradebeispiel für die Lern- und Wandlungsfähigkeit der Menschen und John Cleese als kluger Professor ansetzen, den in stoischer Ungerührtheit agierenden Keanu Reeves als Klaatu von seinen Destruktionsplänen abzubringen, gewährt ihnen die Inszenierung kaum Raum. Was bleibt, ist leidlich unterhaltsames Blockbuster-Kino, das allerdings mit Schauwerten geizt und seine interessanten Ansätze zur Aktualisierung eines Klassikers nicht konsequent zu Ende denkt.
gruss
helmut _________________ Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.
Francesco Terarca |
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4LOM Administrator

Anmeldungsdatum: 28.02.2005 Beiträge: 3350 Wohnort: North by Northwest
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Verfasst am: 12 Dez 2008 14:59 Titel: |
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Scheint ein richtiger Reinfall zu sein. Das bestätigen die Kritiken beim Spiegel, in der SZ, der Welt und in der Frankfurter Rundschau. |
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helmi

Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 2820 Wohnort: Hall of the incredible macro Knight
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Verfasst am: 12 Dez 2008 15:04 Titel: |
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na ja, dafür gibt es das original seit kurzem auf BD!
gruss
helmut _________________ Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.
Francesco Terarca |
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4LOM Administrator

Anmeldungsdatum: 28.02.2005 Beiträge: 3350 Wohnort: North by Northwest
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Verfasst am: 12 Dez 2008 15:17 Titel: |
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helmi hat folgendes geschrieben: | na ja, dafür gibt es das original seit kurzem auf BD!  |
Die wird in wenigen Minuten in meinem Player rotieren.  |
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4LOM Administrator

Anmeldungsdatum: 28.02.2005 Beiträge: 3350 Wohnort: North by Northwest
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Verfasst am: 12 Dez 2008 16:18 Titel: |
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4LOM hat folgendes geschrieben: | helmi hat folgendes geschrieben: | na ja, dafür gibt es das original seit kurzem auf BD!  |
Die wird in wenigen Minuten in meinem Player rotieren.  |
Die haben doch tatsächlich das tolle lange Making Of der DVD nicht auf Blu-ray veröffentlicht. Den Verdacht hatte ich ja bereits. Somit steht fest, daß ich mein "Cinema Premium"-2-DVD-Set nicht verkaufen werden. Das bietet außerdem noch eine Featurette, die ebenfalls nicht auf BD vorliegt. |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 12 Dez 2008 21:02 Titel: Re: Der Tag, an dem die Erde stillstand |
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helmi hat folgendes geschrieben: | eigentlich wundert mich der inhalt der FD kritik nicht, habe vom remake ja auch nichts anderes erwartet...
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Mmh, ich denke, es gibt auch ganz gute Remakes.
Vielleicht sogar Remakes, die besser sind als das Original?
Gruss
Ingo |
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Der Mann mit dem Plan Gast
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Verfasst am: 12 Dez 2008 21:23 Titel: Re: Der Tag, an dem die Erde stillstand |
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Ingo hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht sogar Remakes, die besser sind als das Original?
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Klar, warum sollte das auch ausgeschlossen sein? |
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Dr. Strangelove

Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 12 Dez 2008 21:54 Titel: Re: Der Tag, an dem die Erde stillstand |
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helmi hat folgendes geschrieben: | Vielleicht sogar Remakes, die besser sind als das Original? |
Fast alle Remakes von ehemaligen Stahl-Filmen, die Douglas Sirk gedreht hat sind besser als das Original. Ansonsten fallen mir da wenige Beispiele ein. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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helmi

Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 2820 Wohnort: Hall of the incredible macro Knight
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Verfasst am: 12 Dez 2008 22:56 Titel: Re: Der Tag, an dem die Erde stillstand |
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Ingo hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht sogar Remakes, die besser sind als das Original?
Gruss
Ingo |
das kann schon sein, aber ausser beim budget wird das remake von "der tag, an dem die erde stillstand" das original nirgends toppen.
gruss
helmut _________________ Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.
Francesco Terarca |
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helmi

Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 2820 Wohnort: Hall of the incredible macro Knight
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Verfasst am: 15 Dez 2008 20:39 Titel: |
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hier noch ein artikel aus dem neuen FD, der sich mit ausserirdischen invasoren beschäftigt:
Im Spiegel des Fremden
Außerirdische Invasoren als Kino-Mythos
Science-Fiction-Filme warten seit Beginn der Kinogeschichte mit einem enorm effektiven Arsenal an Bildmotiven auf, die seismographisch gesellschaftliche Gefühlslagen der jeweiligen Epoche aufgreifen – von der Entdeckerlust früher Méliès-Filme über „Metropolis“ mit seiner monströsen Stadtfantasie, worin sich die sozialen Frontlinien seiner Entstehungszeit abzeichnen, bis zu „Matrix“, der zu Beginn des neuen Milleniums die Dystopie einer virtuell ruhig gestellten, von Computern versklavten Menschheit entwarf. Um ein Angstszenario geht es auch in „The Day the Earth Stood Still“, dem Remake des gleichnamigen Thrillers aus den 1950er-Jahren. „Haben Sie Kenntnis von einem bevorstehenden Angriff auf den Planeten Erde?“ Auf diese Frage steuert der Trailer zielstrebig zu. Einmal mehr geht es um eine fundamentale Infragestellung der Sicherheit der äußeren Grenzen, wobei wie schon in „Independence Day“ oder „War of the Worlds“ zwar die ganze Erde betroffen ist, die USA und ihr „Way of Life“ jedoch im Zentrum beziehungsweise im Fadenkreuz der außerirdischer Eindringlinge stehen. Das Sujet dieser Filme speist sich dabei mehr oder minder direkt aus einer Spielart des Science-Fiction-Films, die in den 1950er-Jahren als Subgenre florierte: dem „Alien-Invasion“-Film. In der Filmgeschichte werden diese B-Movies meist in Beziehung zur damaligen außenpolitischen Situation der USA gesehen und als filmische Manifestation der um sich greifenden Furcht vor einem kommunistischen Angriff oder einer kommunistischen Unterwanderung interpretiert. Seit dieser Blüte des „Alien Invasion“-Films während des Kalten Krieges ist die Produktion solcher Stoffe freilich zurückgegangen; ganz verstummt ist die Frage nach einem „bevorstehenden Angriff auf den Planeten Erde“ indes nie mehr und hält nun einmal mehr Einzug ins Blockbuster-Kino. Grund genug, den Zusammenhang zwischen außenpolitischen Szenarien und der Popularität von Invasionsfilmen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Inwiefern haben sich die Parameter des Subgenres im Wandel der Zeit verschoben? Sind die neueren Verfilmungen ästhetisch stilisierte Reaktionen auf Ereignisse wie etwa die Terroranschläge vom 11. September 2001? Oder liefern die Remakes von Klassikern der 1950er-Jahre lediglich filmtechnisch aufgerüsteten Nervenkitzel?
Feindbilder
Zunächst lohnt sich ein Rückblick auf frühe Varianten des Invasionsfilms. Eine zentrale Funktion im amerikanischen Unterhaltungskino erhielt der Stoff mit dem Angriff japanischer Kampfbomber auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 – das erste Mal, dass seit der Vertreibung der britischen Kolonialherren im 18. Jahrhundert amerikanisches Staatsgebiet von einer ausländischen Macht direkt angegriffen wurde. Unter den Vorzeichen des Kalten Krieges boomte das Motiv der Alien-Invasion dann vor allem in der McCarthy-Ära. Die Leinwand avancierte dabei nicht nur zum Spiegel der Angst vor einer über die USA hereinbrechenden Bedrohung, sondern auch zur Projektionsfläche von Gewaltfantasien, geostrategischem Wunschdenken und nationaler Selbstermächtigung, war es doch am Ende dieser Filme meist so, dass die US-Army glorreich alle noch so grässlichen Gegner mit Mut und einem hochgerüsteten Waffenarsenal niederrang. Neben solchen eindimensionalen Kämpfen gegen ein aus dem All stammendes Böses, wie man sie etwa in „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1951), „Krieg der Welten“ (1953), „Metaluna 4 antwortet nicht“ (1955) oder „Fliegende Untertassen greifen an“ (1956) findet, unterliefen andere Filme, die das Thema feindlicher Außerirdischer ebenfalls aufgriffen, bereits diese simple Formel, um jenseits banaler Feindbilder der Eskalation von Gewalt nicht nur in der grotesken Deformation marodierender Aliens, sondern auch unter den Menschen nachzuspüren.
Das Augenmerk richtete sich dabei auch auf das Gefahrenpotenzial, das von einem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis der amerikanischen Gesellschaft ausging. In Robert Wises „The Day the Earth Stood Still“ aus dem Jahr 1951 mahnte der außerirdische Protagonist Klaatu, dass die im Kalten Krieg geschürte Paranoia unweigerlich die Zerstörung des gesamten Planeten nach sich ziehen würde. Der Film kontrastiert die von dem Alien überbrachte „frohe Botschaft“ vom internationalen Frieden mit der Realität des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts: Angesichts der die Weltpolitik bestimmenden Eskalation des nuklearen Wettrüstens und des perversen „Gleichgewichts des Schreckens“ erscheint der Friedensstifter aus dem All hier als transzendentes Wesen. Die Inszenierung der intergalaktischen Diplomatie rekurriert dabei konsequent auf christliche Symbole, vor allem das der Erlöserfigur samt Opfertod, Auferstehung, Himmelfahrt und einer von Hass verblendeten Menschheit, und verdeutlicht damit nicht zuletzt die Diskrepanz zwischen Harry Trumans „Containment Politik“ und dem amerikanischen Selbstverständnis, eine auf christlichen Traditionen beruhende Gesellschaft zu sein. Die in „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ zur Schau gestellte krude Antwort der Menschheit auf wohlgesinnte Alien-Botschafter entwickelten Edgar G. Ulmer in „The Man from Planet X“ (1951) und Jack Arnold in „Gefahr aus dem Weltall“ („It Came From Outer Space“, 1953) konsequent weiter.
Der Science-Fiction-Film der späten 1950er- und 1960er-Jahre thematisierte dann auf breiter Front zunehmend nicht mehr die Bedrohung durch eine außerirdische Invasion, sondern andere, gerade aus dem Sicherheitsbedürfnis geborene, von der Menschheit selbst verschuldete Schreckensszenarien, nämlich die von der atomaren Aufrüstung ausgehenden Gefahren und postapokalyptische Dystopien. Im Gefolge der Energiekrise vermischten sich diese Motive zu Beginn der 1970er-Jahre dann auch mit düsteren öko-kritischen Botschaften. Die Formierung der Gegenkultur und der Bürgerrechtsbewegung, die aggressive Intervention in Vietnam unter Lyndon B. Johnson, die Eskalation von Massakern wie My Lai oder die Bombardierung von Kambodscha unter Richard Nixon verdrängten zeitweise das Invasionsthema.
Körperfresser
Die konsumorientierten 1970er-Jahre belebten dann das Motiv mit zwei faszinierenden Varianten und gaben ihm eine völlig neue Bedeutung. George A. Romero nutzte unter den Vorzeichen des Horror- statt des Science-Fiction-Films in „Zombie“ (1977) ein riesiges Einkaufszentrum im Mittleren Westen, um kaufsüchtige Amerikaner als Kreaturen ohne Sinn und Verstand einem unbekannten Virus anheimfallen zu lassen: Anstatt den „American Way of Life“ als kostbares Gut darzustellen, der gegen äußere Feinde geschützt werden muss, wird dieser selbst zur tödlichen Falle. Im gleichen Jahr transferierte Philip Kaufman Don Siegels Vision der „Körperfresser“-Invasion („Die Dämonischen“, 1956) an die Westküste von San Francisco. Die Transmitter der außerirdischen Vereinnahmung der Menschen, im Original seltsame Hülsenfrüchte, sind nun bezeichnenderweise farbenfrohe Blumen. Der Film wirkt wie ein beißender Abgesang auf die Hippie-Generation, deren Weltsicht durch naive Naturphilosophie, bewusstseinserweiternde Drogen und ein anarchisches Kommunenleben gekennzeichnet war. „Invasion of the Body Snatchers“ (1977) verwandte das Motiv der von den Menschenkörpern Besitz ergreifenden Aliens, das bei Siegel eine Metapher für den Kommunismus war, zur Reflexion über das Thema des Klonens: Die Grenzen zwischen moralisch integren Menschen und von innen zerfressenen Vorboten eines Klon-Totalitarismus verwischen bis zur Unkenntlichkeit. Kaufman inszeniert diese Invasion zynisch über sexuell aufgeladene Bilder und reflektiert damit auch die Versprechen der immer aggressiveren Werbeindustrie. 1992 übersetzte schließlich Abel Ferrara den Stoff in die Sphäre des amerikanischen Militärs, das nun nicht mehr wie in den 1950er-Jahren als Schutzmacht, sondern als Keimzelle der planetaren Bedrohung fungiert. „Body Snatchers“ (1992) spielt subtil auf die von George W. Bush proklamierte „New World Order“ an, die weltweite militärische Vormachtstellung der USA und die anvisierte Neuordnung des Mittleren Ostens in der Operation „Desert Storm“. Im Zentrum des kreativen Remakes steht das Motiv der optischen Täuschung, das eine Unterscheidung zwischen sendungsbewussten GIs und deren auf brutale Kolonisation ausgerichteten Kopien nahezu unmöglich macht. Ferrara kodierte die Metapher der „Body Snatchers“ neuerlich um, wenngleich sein Film an den Kinokasse keine Begeisterungsstürme auslöste.
Destruktionsspektakel
Erst Roland Emmerich gelang es Mitte der 1990er-Jahre mit dem hyperpatriotischen „Independence Day“ (1996), das Invasionsthema wieder massenkompatibel zu vermarkten. Der Film lehnt sich zwar konzeptionell an „Krieg der Welten“ und andere Science-Fiction-Klassiker der 1950er-Jahre an. Doch amerikanische Ängste vor äußeren Angriffen können den Erfolg des Films nicht erklären. In der Clinton-Ära bestimmte der IT-Boom, die sinkende Staatsverschuldung und das vermeintliche „Ende der Geschichte“ (F. Fukuyama) nach dem Zusammenbruch der UdSSR das optimistische Selbstverständnis der amerikanischen Bevölkerung. Der besondere Reiz von Emmerichs Invasionsfilms lag wohl darin, dass er die Schreckensszenarien, die in den 1950er-Jahren immer in letzter Sekunde abgewandt werden konnten, nun mit beeindruckenden Schauwerten, ausgefeilter Pyrotechnik und Spezialeffekten konsequent zu Ende denkt. Die hyperrealistische Zerstörung des Weißen Hauses und der Einsturz zahlreicher Wolkenkratzer in New York symbolisierte ein schauriges Novum. Die visuelle Ausgestaltung der Invasion trug nachhaltig dazu bei, dass die CNN-Bilder zu den Terroranschlägen vom 11. September für viele wie eine Hollywood-Inszenierung wirkten. Auch die reale amerikanische Reaktion auf die Attacken schien Filmmotive aufzunehmen, wenn sich George W. Bush als Bomberpilot auf der „USS Abraham Lincoln“ zeigte, um den Krieg gegen das Böse als gewonnen zu erklären. Mit der Interferenz von Kino- und Nachrichtenbildern, patriotischer Hysterie, verschärften Gesetzen zum Heimatschutz und der Farbkodierung zur Anzeige der aktuellen Terrorgefahr feiert der Invasionsfilm des Kalten Kriegs seitdem wieder Konjunktur: „The Manchurian Candidate“ (2004), „War of the Worlds“ (2005), „Invasion“ (2007) oder und „Cloverfield“ (2008) sind nur einige Beispiele.
Nach Siegel, Kaufman und Ferrara nahm sich 2007 ein vierter Regisseur der außerirdischen Invasion von Sporen an. Der deutsche Regisseur Oliver Hirschbiegel verlieh der allegorischen Geschichte um die „Body Snatchers“ eine internationale Dimension, die kritisch die amerikanische Irakpolitik, die Gefahr des SARS-Virus und die verharmlosende Berichterstattung der Medien reflektierte. „Invasion“ (2007) suggeriert, dass radikale gesellschaftliche Veränderungen in den USA und geostrategische Interventionen durch die allgegenwärtigen CNN-Bilderflut eine narkotische Wirkung entfalten. Wenn ein russischer Botschafter fragt, ob die Protagonistin ihm nicht eine Pille verschreiben könne, damit er die Welt mit Blick auf den Irak, Darfur oder New Orleans so sehen könne wie die Amerikaner, verortet „Invasion“ die Antwort im Fernsehen. Was in Europa und Japan längst als Pandemie erkannt und als globale Katastrophe eingestuft wurde, verkaufen die US-Medien als Jahreszeit bedingten Grippevirus und versichern, dass man nach einem geeigneten Impfstoff forsche. Es mutet zynisch an, dass die Produzenten nach enttäuschenden Testscreenings Hirschbiegel die Zügel aus der Hand rissen und einen Actionregisseur damit beauftragten, ein konsensfähigeres Finale zu drehen: als „deus ex machina“ greift das amerikanische Militär ein und erfüllt in kürzester Zeit die falschen Versprechungen des Fernsehens durch die Bereitstellung eines Anti-Gens. Selbst namhafte Stars wie Nicole Kidman und Daniel Craig konnten den Film nicht vor der Katastrophe an den Kinokassen retten. Ein Jahr später setzte „Cloverfield“ (2008) eine Monsterattacke auf New York als Apokalypse um, die der Zuschauer als Zeuge authentisch wirkender Amateuraufnahmen einer Digicam erlebt. Hier unterläuft die Inszenierung des Dokumentarischen die schlafwandlerische Sicherheit, mit der Mainstream-Filme eine emotionale Beruhigungstablette verabreichen. Der geradlinige Horror von „Cloverfield“ belegt einmal mehr, dass Genrefilme das beste Medium darstellen, um kontroverse sozio-politische Themen ästhetisch stilisiert aufzugreifen.
Doch auch die Anti-Terrorbotschaften der 1950er-Jahre, die außerirdische Besucher einer von patriotischer Paranoia heimgesuchten Gesellschaft mit Schauprozessen über „unamerikanische Aktivitäten“ und der Gefahr einer nuklearen Katastrophe vermittelten, erzeugen am Ende der Bush-Ära filmische Echos. Wie sehr sich die amerikanische Nation angesichts eines nicht enden wollenden „Kriegs gegen den Terror“ nach Sicherheit und Weltfrieden sehnt, zeigt nicht nur der Ausgang des Präsidentschaftswahlkampfes, sondern auch das im Vorfeld fertig gestellte Remake von „The Day the Earth Stood Still“ (2008).
gruss
helmut _________________ Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.
Francesco Terarca |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 15 Dez 2008 21:01 Titel: |
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Das schöne an solchen Filmen ist, dass auch immer wieder solche Artikel geschrieben werden, die sehr interessant sind!
Gruss
Ingo |
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