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Neophyte Gast
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Verfasst am: 25 März 2011 11:23 Titel: Eclipse Series #26: Silent Naruse |
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http://www.criterion.com/boxsets/789-eclipse-series-26-silent-naruse
Release war schon, und zwar am 22.3. Endlich mal wieder 'n Grund eine CC zu kaufen. Steht zu hoffen das Bild und insb. Ton nicht so verhunzt sind, wie bei der TWO FILMS BY OZU Box, denn das Risiko ist leider Gottes sehr hoch, da es sich hier um jap. Stummfilme handelt (ein offenbar für angespr. Problem sehr anfällige Kombination )
Aber so oder so; Mikio Naruse ist es mir wert dies Risiko einzugehen - ein fantastsicher Regisseur |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 28 März 2011 19:03 Titel: |
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Ich kenne unter anderem "Midaregumo" von ihm und fand den ganz toll.
Schade, gibt es den noch nicht auf DVD.
Die Box sieht toll aus!
Gruss
cinéphile |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 01 Apr 2011 21:53 Titel: |
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Release wurde auf den 5.4. verschoben, also muss der todsichere Kauf noch ein wenig warten. |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 29 Apr 2011 08:29 Titel: |
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Hier ein paar kleine Texte zu den Filmen.
No Blood Relation Naruse verfilmte hier ein Drehbuch von Kogo Noda, jawohl, Ozus Stamm-Drehbuch-Schreiberling. Im Gegensatz zu vielen Filmen Ozus und in diesem Sinne auch Drehbüchern Nodas, wo's immer mal wieder Konflikte gibt, aber am Ende doch das Motiv "heile Welt" herrscht (welches aber noch feiner zu unterscheiden wäre, bitte nicht missverstehen, ich mag Ozu nach wie vor sehr gern Obgleich Mizoguchi und insb. Naruse einen sehr viel höheren Stellenwert bei mir haben) nimmt dieser Film, dank Naruses wundervoller Regie, kein wirkliches Happy Ending an (Ich für meinen Teil betrachtete es jedenfalls nicht als solches, es ist aber auch kein Sad End, es ist eben ein Ende, mit viel Dehnung könnte man sagen, ein offenes Ende.) und verflacht somit auch nicht in schierer Sentimentalität. Ein wiederkehrender Satz, der vor Wahrheit nur so trieft ist "It's raising a child, not giving birth to one, that makes a woman a mother." Die Charaktere wirken zwar etwas Klischeehaft, (obwohl ich das bei Stummfilmen eigentlich nicht so sehe, da sie zur entsprechenden Zeit als der jeweilige Film gedreht wurde, bestimmt noch nicht als solche hätten angesehen werden können (?)) so haben wir doch die opportunistische Großmutter, die altruistische Ziehmutter und die urplötzlich-reumütige (biologische) Mutter, welche Schaupielerin ist und somit Meisterin im Verstellen (Laut Zeitungsartikel im Film ist sie "Hollywood-Queen"), doch gerade diese Rolle, die der Mutter, ist es, wie sie schmerzlichst lernen muss (so geht es am nachhaltigsten), die man nicht spielen kann, sondern die man lebt - sprichwörtlich "Die Rolle des Lebens (einer Frau)". Das komplette Konstrukt der Geschichte ist innerhalb der ersten 5 Minuten durchschaut und man vermutet auch wie der Film ausgehen kann, doch bei Naruse weiß man es ja nie so genau; weshalb ich ihn ja auch so über alle Maßen schätze Letzten Endes kam aber die einzig richtige Lösung aus dem ganzen Fechtel-Mechtel und somit nimmt der Film ein Zitat (Ich jedenfalls musste daran denken, eben weil es so wunderschön ist) eines knapp 20 Jahre später gedrehten Naruse-Films, Late Chrysanthemums, vorweg: "Ihr seid eure Wirklichkeit. Ich bin nur eine Erinnerung. Erinnerungen verblassen schnell und werden vergessen." Leider muss ich anmerken das manche der zwischendurch eingestreuten Gags eines der Gangster, obgleich sie nie kontraproduktiv sind, zu flach sind, und daher eher störend ins Gesamtbild eingreifen. Alles in allem: 8
Apart from you Dieser Film bedient sich eines nationalen Kinoklischees als Motiv, die selbstaufopfernde Frau. Die Mutter ist Geisha, eine Kollegin verguckt sich in ihren Sohn, doch Naruse ist zu smart den Film jetzt in die Richtung zu steuern die etliche einschlagen würden. Es gehört zum japanischen Kino das sich die Frau für den Mann aufopfert (ich weiß jetzt nicht ob es in der Gesellschaft dies Landes, seinerzeit, auch so war - darum geht es aber auch nicht) und ihm somit eine sichere Zukunft beschert, auf Kosten ihres eigenen Lebens, ihrer Gesundheit & Glücklichkeit. Hier nun aber, verachtet der Sohn den Job der Mutter, verkennt aber zugleich das die Mutter es nur seinetwegen macht (diese gegenseitige Unwissenheit gipfelt auch in einem Selbstmordversuch seitens der Mutter, doch hier kommt noch ein anderer Faktor hinzu) und wendet sich seinerseits zwiespältigen Charakteren zu und wird Gangmitglied (was aber nicht weiter verfolgt wird, da der narrative Rahmen dies nicht erlaubt, was auch unnötig wäre): Beide Tätigkeiten (Geisha, Gangmitglied) besitzen die Eigenschaft das man sehr viel schneller mit sehr viel finstereren Charakteren in Berührung kommen kann als man gedacht hätte und als einem lieb sein könnte. Im Zimmer des Sohnes ist auch ein Spiegel, der immer abgedeckt ist. Was mag das heißen? Eventuell die Antwort auf "Erkenne dich selbst", indem beide dies eben nicht tun und nur Wert auf ihre Erscheinung in der Gesellschaft legen? Doch dies stellt sich als Farce heraus, als die Kollegin der Mutter den Sohn mit zu ihren Eltern nimmt, wo wir lernen werden, das auch sie diesen Job nur wegen ihren Eltern hat (Der Vater ist ein Trunkenbold, auch dies kann man in dieser Konstellation als Klischee erachten), und sie diesen Job nur wegen ihrer Schwester weiterführt (Sie ist noch ein Baby), und weiterhin attackiert Naruse in dieser feinen Szene die Institution und Autorität der Familie, somit ein mutiger Angriff auf etwas allgemeinhin heiliges (ich liebe es), denn Naruse führt Japan somit via Wackeln vor, das diese Pfeiler der Gesellschaft arg morsch sind. Die Kollegin der Mutter wird im gesamten Film und nicht zuletzt wegen eben genannter Szene als eine Art Schutzpatron mystifiziert, was die Szene im Krankenhaus und auch am Bahnsteig gen Ende überdeutlich zeigen, worin auch gleichzeitig ein Schwachpunkt liegt, in ihrem "zu dick aufgetragen" sein. So steigt sie denn in den Zug und fährt von dannen, um sich weiter zu Grunde zu richten um ihre Schwester zu retten, die, wenn "alles nach Plan läuft", siehe oben, das selbe Schicksal ereilen wird. Es sei denn Frau wacht endlich mal auf und sieht das es immer eine Alternative gibt und man immer eine Wahl hat, und man nicht den von anderen für einem eingeschlagenen Weg gehen muss, was ein Hauptargument dafür ist das der Mensch einen Willen hat. Dies alles wäre nicht passiert, hätte der Sohn den Titel eines schönen Films von Ozu befolgt: "A Mother should be loved". 7.
Street without End Ein Film der den Klassenunterschied als Thema hat. Dieser wird auf zwei Arten porträtiert: Die Ehe einer Ex-Bedienung mit einem Bourgeiose; nachdem ihr eigentlich schon "sicherer" Mann sich doch umentschließt und einer arrangierten Ehe (widerlich so was!) zustimmt, was aber gut in den Kontext des Films passt. Dies ist die Haupthandlung. Der Subplot ist der in welchem eine andere Bedienung Schauspielerin wird, diese bekommt Starallüren (1), schmeißt dann das Schauspiel wieder über'm Haufen. Beide sind Kolleginnen und Freundinnen. Dies mag sich jetzt ein wenig hahnebüchen anhören, ist aber sehr solide "zusammengeflickt". Letzten Endes haben wir hier eine schöne kritische Aussage über ein Verhältnis, einen Gesellschaftszustand der nicht nur widerlich klingt sondern es auch ist: Die sogenannte Klassengesellschaft in der Jeder denkt er sei was besseres als der Nächste, und in der jeder - mit Ausnahme eines Charakters, ausgerechnet des Bourgeoises -, zu vergessen scheint das auch er nur aus Fleisch, Blut & Knochen besteht. (Somit also eine Aussage von zeitlosem Charakter). In diesem Zusammenhang betrachtet ist es nur richtig das der Bourgeiose stirbt, da er in diese Welt nicht reinzupassen scheint. 7.
Every Night Dreams Die Geschichte ist wie immer simpel, so auch ihre Zutaten: Kleines Kind, Mutter verdient Geld als Bar-Hostess und um sich bei ihren Untermietern dafür zu bedanken, das sie sich so rührend um ihren Sohn kümmern, möchte sie ein wenig Geld als Vorschuß bekommen, um es den Vermietern zu geben. Dies Geld bekommt sie stattdessen von einem Schiffskäpt'n, der sich davon natürlich etwas verspricht. Als sie wieder heim kommt, sitzt dort ihr Ex-Ehemann, der sie vor 3 Jahren verlassen hat (warum wird nicht erklärt), die Frau will ihn abweisen doch die Vermieter sind sogar so nett das sie sich einmischen, und sagen sie solle es sich doch überlegen. Es folgt ein Schnitt und mit ihm eine gigantische narrative Ellipse, denn als nächstes sehen wir eine fröhliche Familie, als wär' nie etwas gewesen (Hier ist es ungewöhnlich das Naruse keinen Zwischentitel einblendet der uns darüber informiert wieviel Zeit verstrichen ist, denn eine derartige Rücktransformation geschieht nicht einfach so über Nacht, von daher strapaziert er die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte noch weiter). Das klingt alles so derart unglaubwürdig, das ich mich wirklich frage ob der Film von Naruse ist? Laut Vorspann, schon. In gewisser Weise ist dieser Film ein Remake von Flunky, Work Hard, jedoch ist letzterer klar der bessere. Auch hier versucht der Vater nun einen Job zu finden um den Sohn mit zu erziehen: "I'll work like a Madman" (Oh, please...), und selbst die Mutter sagt bzgl. ihres Sohnes, "I'll happily slave in hell for him." (Say, what? ). Man geht recht in der Annahme das der Film blanker Kitsch sein muss, so ist er es doch auch. Und dennoch: aufgrund technischer Versiertheit (für 'n Stummfilm) holt Naruse noch die ein oder andere Kohle aus dem Feuer, die jedoch mit dem aufgesetzten Ende erneut in Gefahr geraten. Der Film aber blendet zum rechten Zeitpunkt ab... Schadensbegrenzung. Meines Erachtens nach der bisherige Schwachpunkt im mir bekannten Overture dieses großartigen Regisseurs. 4
Flunky, Work Hard Ein wunderschöner Kurzfilm Naruses indem kurz und knapp gezeigt wird das Kapitalismus Opportunismus nicht nur begünstigt sondern regelrecht fördert, und das dies, wie alles im Leben, Konsequenzen hat, deren Preis man zu zahlen unter Umständen nicht bereit ist. Die Montage gen Ende erinnerte mich doch arg an Dziga Vertov - was doch wohl glasklar ein Lob ist Meisterwerk! 8
Alles in allem ist die Box überaus sehenswert und hat sich trotz des einen Ausrutschers gelohnt.
@ cine: Ich finde ja When a Woman Ascends The Stairs & The Sound Of The Mountain, sind die zwei großartigsten Filme des Mannes. Ersterer ist ein Traum in CinemaScope, und letzterer ist nicht umsonst Naruses Liebling aus seinem eigenen Schaffen. |
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