Pickpocket
Anmeldungsdatum: 11.04.2009 Beiträge: 187
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Verfasst am: 19 Apr 2009 11:56 Titel: arte | 20.04.09: 'Kramer vs. Kramer' |
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arte | Montag 20.04.2009 | 21:00 Uhr
Zitat: | Kramer vs. Kramer
Ein Film von Robert Benton
Das Familiendrama aus den 80er Jahren war in zweierlei Hinsicht prägend: Es thematisierte ein neues Familienbild und machte Regisseur Robert Benton bekannt.
„Kramer gegen Kramer“ ist zunächst einmal der Film, den man im Englischunterricht anschaute und der einen mit einfachsten Sätzen in die Geheimnisse der englischen Sprache einführte. Zum Beispiel in jener Szene, in der der junge Billy der nackten Freundin seines Vaters auf dem Flur begegnet. Er fragt: „Do you like fried chicken?“ Und sie antwortet geniert: „Fried chicken? Very much.“
Für all jene, die den tieferen Sinn durchschauten (oder deren Englischlehrer die Untertitel nicht ausblendete), war „Kramer gegen Kramer“ die Geschichte eines Ehepaars (Dustin Hoffman und Meryl Streep), das sich trennt und um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Billy (Justin Henry) kämpft. Ein packendes Sozialdrama zur Musik von Henry Purcell. Der Film geht eine Thematik an, die Anfang der 80er Jahre noch kaum behandelt worden war. Viele sehen ihn deshalb als entscheidenden Schritt in Richtung einer neuen, modernen filmischen Darstellung familiärer und gesellschaftlicher Verhältnisse.
Joanna Kramer ist von ihrer Ehe frustriert: Ihr Mann Ted geht vollständig in seiner Arbeit auf, sie selbst fühlt sich ihrer Mutterrolle nicht gewachsen. Joanna verlässt Ted und ihren Sohn Billy. Nach anderthalb Jahren aber kehrt sie zurück und fordert das Sorgerecht für Billy. „Kramer gegen Kramer“ wirft erstmals die Frage auf, ob das Sorgerecht automatisch der Mutter zufallen sollte; und ob eine Frau zunächst einmal Mutter sein muss – ein Bewusstseinswandel, den die Frauenbewegung der 70er Jahre ausgelöst hatte. Den Kampf um das Sorgerecht thematisierte auch der französische Variété-Sänger Daniel Balavoine in seinem Titel „Mon fils ma bataille“. Darin singt ein zu allem entschlossener Vater: „Sie hätte nicht gehen sollen / Oh, ich werde alles kurz und klein schlagen / Falls ihr mir mein Fleisch und Blut entreißt.“ Zu dem Song wurde Balavoine unter anderem von „Kramer gegen Kramer“ inspiriert.
Regisseur Robert Benton ist für seine Zusammenarbeit mit David Newman bekannt, mit dem er die Drehbücher zu „Bonnie und Clyde“ (1967) und „Is’ was, Doc?“ (1972) schrieb. 1994 drehte Benton „Nobody’s Fool – Auf Dauer unwiderstehlich“ mit Paul Newman in der Hauptrolle. Sein erfolgreichster Film jedoch ist „Kramer gegen Kramer“, der 1980 mit vier Golden Globes und fünf Oscars ausgezeichnet wurde – darunter die Oscars für die beste Regie, den besten Hauptdarsteller und die beste Nebendarstellerin.
Meryl Streep und Dustin Hoffman brachten ihre ganze Energie in den Film ein und wirkten aktiv am Drehbuch mit. Hoffman lehnte die Rolle des Ted Kramer zunächst ab. Erst nachdem das Drehbuch in viermonatiger Arbeit umgeschrieben worden war, willigte er ein. Meryl Streep änderte ihren Text während der Dreharbeiten, um ihm eine persönlichere Note zu verleihen – doch trotz ihres starken Engagements vergaß sie nach der Oscar-Verleihung ihren Preis auf der Damentoilette. „Kramer gegen Kramer“, ein wahrlich aufwühlender Film!
Justine Gourichon |
Quelle: arte.tv |
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