helmi
Anmeldungsdatum: 10.03.2005 Beiträge: 2820 Wohnort: Hall of the incredible macro Knight
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Verfasst am: 23 Jul 2009 10:18 Titel: Wohl und Wehe / Neues vom Blu-ray-Markt |
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Wohl und Wehe artikel / blu-ray
Neues vom Blu-ray-Markt
Die Branche muss etwas tun, um ihr neues Medium zu lancieren. Denn wie aus den Quartalszahlen kürzlich zu entnehmen war, haben die recht soliden Verkaufsergebnisse der Blu-rays den Einbruch beim DVD-Geschäft (noch) nicht wettmachen können. „Klotzen statt Kleckern“, heißt da die Devise: mit höchster Qualität und vielen Extras die Blu-ray-Editionen noch attraktiver machen. Wenn das zu so schönen Ergebnissen führt wie jüngst bei den Veröffentlichungen zu „Casablanca“, kann sich der Home-Cineast über solche Bestrebungen nur freuen. Denn wer glaubte, die drei DVD-Special-Editions, die Warner in den letzten sieben Jahren zu "Casablanca“ herausbrachte, seien nicht zu übertreffen, wird jetzt eines Besseren belehrt: Der Digital-Transfer wurde für High Definition noch einmal eklatant verbessert, was den Klassiker von 1942 in einer Frische und Klarheit erscheinen lässt, als hätte man ihn gerade abgedreht. Wem diese Qualität sowie die üppigen Extras, die bereits auf den DVDs vorliegen, reichen, wird sich mit der Standard-Blu-ray begnügen. Für den Sammler gibt es hingegen die „Ultimate Collector’s Edition“, die neben Schmuckpostkarten und einem Taschenbuch mit Hochglanzfotos auch eine Zusatz-DVD mit der 104-minütigen Dokumentation über Filmmogul Jack Warner aus dem Jahr 1993 enthält.
Eine solche Auswahl hat man bei „Terminator 2“ leider nicht. Die gerade erschienene „Skynet Edition“ des Films trumpft mit Superlativen auf, ist aber nur als 70 Euro teures Prachtexemplar erhältlich. Die Blu-ray des Films ist zusammen mit der Director’s Cut-DVD im Sockel eines silberfarbenen Endoskeleton-Schädels verborgen, der stolze 35 Zentimeter misst und bei Bedarf aus seinen roten Augen funkelt. Kinowelt hatte seinerzeit bereits mit der (nun veralteten) HD-Version des Films für Furore gesorgt. Das lag jedoch nicht am Äußeren, sondern vor allem am Digitaltransfer und den Bonusmaterialien. Legt man nun die Blu-ray ein, staunt man über den Zeitaufwand, denn keine andere BD braucht derart lange, bis alle aufwändigen (und prächtigen) Menüs geladen sind. Dann hat man jedoch die Möglichkeit, zwischen allen erhältlichen Fassungen des Films (Original-Kinoversion: 137 Min., Director's Cut: 154 Min., Extended Special Edition: 156 Min.) zu wählen; letzteren muss man allerdings erst einmal mit einem Code freischalten. Die Qualität des Gezeigten ist durchweg gut, aber nicht überragend. Das kann man schon eher vom Bonusmaterial behaupten. Neben den Extras aus den DVD-Editionen lassen sich viele Informationen in den laufenden Film einblenden oder sind via Online-Portal bei Kinowelt abrufbar. Das setzt indes einen internetfähigen Blu-ray-Player voraus. Wer eine Bestellung in England nicht scheut, wird dort bedeutend günstiger fündig: Die britische „Skynet Edition“ ist nämlich auch ohne Skelettkopf erhältlich und verfügt zudem über eine deutsche Tonspur! Ebenfalls in Deutschland nicht erhältlich ist die „Complete Collector’s Edition“ von „Blade Runner“. Während sich der deutsche Verleih mit der Veröffentlichung des „Final Cut“ von Ridley Scotts Science-Fiction-Epos begnügt, ist in den USA das Blu-ray-Pendant zur (auch in Deutschland erhältlichen) 5er-DVD-Box mit allen erdenklichen Fassungen und Extras erschienen. Für den Preis der deutschen „Final-Cut“-Blu-ray erhält man via Mail-Order die in der Tat definitive Edition – hier allerdings ohne deutsche Tonspur.
Buena Vista geht in Sachen Blu-ray ganz auf Nummer sicher und packt lieber eine Disk mehr dazu. Ihr Konzept: Die Blu-ray fürs Wohnzimmer, die DVD fürs Kinderzimmer. Die Blu-ray-/DVD-Editionen sind vor allem bei dezidierten Kinderfilmen erfolgversprechend. „Pinocchio“ und „Bolt“ sind in dieser Version erschienen und daher auch für eine Zielgruppe interessant, die noch gar keinen Blu-ray-Player besitzt und sozusagen für die Zukunft vorsorgt. Ganz nebenbei kann mit diesen Editionen plastisch vorgeführt werden, wie gewaltig die Unterschiede zwischen Normal-Digital und High Definition sind. Das ist bei Klassikern wie Walt Disneys zweitem abendfüllenden Zeichentrickfilm von 1940 schon beachtlich, dessen Bild und Ton noch nie so aufpoliert präsentiert wurden. Verblüffend wirkt der Unterschied jedoch bei einem ohnehin digital produzierten Film wie „Bolt“ (2008), der in HD noch einmal um Welten besser aussieht und die stereoskopische Dimension (im Kino lief er auch in 3D) absolut nicht vermissen lässt.
Verleihe wie Paramount werben nicht nur mit der technischen Qualität, sondern auch mit besonderen Fassungen. Die Komödie „Tropic Thunder“ erscheint auf BD in einer gegenüber der Kinoversion um 20 Minuten längeren Fassung. Wer also mehr von der „Oscar“-nominierten Performance von Robert Downey jr. sehen will, kommt am neuen Medium nicht vorbei. So schafft man Begehrlichkeiten – und bei manchen auch Frust!
gruss
helmut _________________ Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.
Francesco Terarca |
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