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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 13 Feb 2009 13:22 Titel: Filmmuseum München: Drei Filme von Straub/Huillet |
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Wie der Filmdienst berichtet, zeigt das Filmmuseum München am 21./22. Februar 2008 drei Filme von Jean-Marie Straub/Danièle Huillet: Quel loro incontri, Il Glinocchio di artemide und Itinéraire de Jean Bricard. Letzterer wurde zusammen mit Huillet geplant, nach ihrem Tod allerdings allein von Jean-Marie Straub fertiggestellt.
Ein informatives Heft im PDF-Format gibt es dazu hier.
Zumindest Quel loro incontri ist in Frankreich auch auf DVD erschienen, wie ich hier bereits berichtete.
Ich werde am Sonntag definitiv da sein. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
Zuletzt bearbeitet von Dr. Strangelove am 14 Feb 2009 09:21, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 13 Feb 2009 15:02 Titel: |
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Vielleicht triffst Du dann auf Tom.
Der sitzt doch auch immer im Filmmuseum.
Gruss
Ingo |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 23 Feb 2009 22:06 Titel: |
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So, eben wieder aus München angekommen, hier mal meine Eindrücke. München ist voll im Karnevalsfieber: der Marienplatz quillt über vor Menschen; die paar Standardbuden, die so überall stehen könnten und laute Schlagermusik – alles nicht so sonderlich inspirierend. Aber immerhin: die Restaurants sind so überfüllt, dass ich heute Mittag nicht mal mehr einen Sitzplatz bekommen habe und mich stattdessen mit einer (ungenießbaren) Bratwurst und (genießbaren) Crêpes notversorgt habe.
Aber nun mal zu den erfreulicheren Dingen: am Sonntag war der Eintritt ins Stadtmuseum frei und ich habe die Wartezeit auf die Straubfilme gleich mit einem Besuch desselben überbrückt. Besonders haben mir die alten Gemälde mit Szenen aus der Stadtgeschichte gefallen, irgendwie habe sie mich an Rohmers "L'anglaise et le duc" erinnert und ich bin kurzzeitig ganz darin versunken. Witzig fand ich, dass die Münchner Richard Wagner als "Lolous" bezeichnet haben; eine fiese Anspielung auf das Verhältnis von Ludwig I. mit Lola Montez.
Nach langemn Warten war es dann soweit und Straubs vorletzter Film, "Das Knie der Artemis" flimmerte über die Leinwand. Er besteht im Wesentlichen nur aus drei statischen Einstellungen von zwei Personen im Wald und es handelt sich wieder um Literatur von Pavese, die hier aber deutlich auf den schmerzhaften Verlust von Danièle Huillet anspielt. Es gibt die typischen 360°-Schwenks und wenn man dann 20 Minuten auf unbewegte Bilder geschaut hat, haut es einen fast aus den Socken, wenn dann ein Sturm durch den Wald fegt und die Blätter und Äste anfangen zu schwanken. Das nenne ich mal gelungenes Affektmanagement!
Der letzte Straubfilm, "Der Weg des Jean Bricard" beginnt mit einer minutenlangen, scheinbar ereignislosen Fahrt entlang einer Insel auf der Loire, die Bäume haben keine Blätter mehr und das feine Schwarzweißmaterial läßt auch die kleinsten Ästchen gut zur Geltung kommen. Hier würde jede DVD kläglich versagen. Es dauert gefühlte 20 Minuten, bis endlich kurz Schwarzfilm kommt und Teile des Interviews mit Bricard zu hören sind. Dann sieht man Häuser und Stätten seiner Kindheit und das dazu geschnittene Interview. Gerade dass Straub viele der Einstellungen ins Unerträgliche hält verleiht dem Film eine ungeheure physische Präsenz. Nach anfänglicher Langeweile sind mir dann schnell eigene Assoziationen gekommen und man beginnt eben mehr zu sehen als nur Wasser, Bäume und Himmel.
Abschließend war noch Peter Nestler da, der seinen Film "Tod und Teufel" uraufgeführt hat. Eine objektive Collage aus Film- und Bilddokumenten, bei der der Zuschauer selbst Stellung zu dieser sehr widersprüchlichen Figur (einerseits Forscher à la Humboldt, andererseits Kontakte zu führenden Nazis) beziehen musste.
Tritt man aus dieser beschaulichen Welt des Filmmuseums vor die Tür beginnt man sich jedoch unweigerlich zu fragen, wer da draußen noch empfänglich dafür ist. Gerade die zwei Straub-Filme sind da nahezu unvermittelbar, selbst für Filmbegeisterte, weil sie in höchstem Maße den Zuschauer zur Mitarbeit während der Projektion auffordern.
Wer sich darauf nicht einläßt, wird gnadenlos im Regen stehen gelassen. Ich selber habe da beim Filmemachen noch keine abschließende Lösung gefunden und bei meinem letzten Film eher den Mittelweg beschritten, die Handlung einigermaßen durch Schnitte zu straffen. Nach Sichtung der beiden Straubs stelle ich mich allerdings wieder etwas infrage: manchmal braucht es auch die Überlänge ins Unerträgliche, um den Zuschauer schmerzhaft aus seiner Betulichkeit zu reißen.
Das Karnevalspublikum draußen um den Alten Peter erreicht man damit nicht. Aber vielleicht muß man das auch gar nicht. Godard sagte 2001 in einem Interview, dass als Rohmer seinen Kurzfilm "Berèque" in schwarzweiß und 16mm drehte, er nur 16 Zuschauer hatte. Das bekümmerte ihn aber nicht weiter, weil es ihm auf den Film ankam, der gemacht werden musste, nicht auf Kriterien wie Erfolg.
Insgesamt ein Abend, der für mich viele Fragen aufgeworfen hat.
Die Zugreise nach Hause war recht spannend, aber ich hätte nicht soviel mit den Mitreisenden diskutieren sollen, denn als ich daheim ankam habe ich festgestellt, dass ich meinen Koffer im Zug gelassen habe, der wie eine endlose Straubsche Kamerafahrt ins Dunkel der Nacht entflohen ist. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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Tom Gast
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Verfasst am: 23 Feb 2009 22:57 Titel: |
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Hab ich doch gesagt dass du noch Karten bekommst
Die Karnevalmünchner hab ich am Wochenende auch kurz mitbekommen. Furchtbar. Da will man echt den Dylan Klebold machen... ich finde ja es gibt nichts deprimierenderes als Fasching/Karneval. Das ist so armselig wenn diese ganzen Spießbürger sich rote Herzen auf die Wangen malen und "witzige" Perrücken aufsetzen. |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 24 Feb 2009 07:18 Titel: |
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@Dr. Strangelove
Was? Jetzt warst in München und hast Dich nicht mal mit dem Tom auf ein Glas Tee getroffen?
Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe...
Gruss
Ingo |
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