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Der seltsame Fall des Benjamin Button

 
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helmi



Anmeldungsdatum: 10.03.2005
Beiträge: 2820
Wohnort: Hall of the incredible macro Knight

BeitragVerfasst am: 22 Jan 2009 13:06    Titel: Der seltsame Fall des Benjamin Button Antworten mit Zitat

zumindest in schweizer kinos läuft Finchers neuer noch nirgends, aber ein FD kritiker hat den film schon gesehen und möchte uns seine meinung kundtun:

Der seltsame Fall des Benjamin Button


„Nothing lasts!“ – Nichts hat Bestand. Oder vielleicht doch? Die Liebe, dieses seltsame Spiel? Das ist der leicht in Melancholie getränkte Kammerton, der den „seltsamen Fall“ des Benjamin Button durchzieht. Dieser wird – eine Laune der Natur, basierend auf einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald – als Greis geboren und fortan immer jünger. Vom entsetzten Vater (die Mutter stirbt bei der Geburt des 80-jährigen Säuglings) wird Benjamin dank eines Zufalls nicht getötet, sondern in einem Altenheim abgelegt. Man schreibt den November 1918, der große Krieg ist beendet, ganz New Orleans feiert den Sieg. Viele Jahre später, wieder in New Orleans, nähert sich ein Hurrikan namens Katrina. Eine alte Frau liegt im Sterben und bittet ihre Tochter, das Tagebuch eines guten Freundes vorzulesen: die Aufzeichnungen Benjamin Buttons. Keine Sekunde des 166-minütigen Films vergeht, ohne dass Regisseur David Fincher unmissverständlich klarstellt, dass es sich hier um einen filmischen Jahrhundertroman mit wahrhaft epischem Atem handelt. Unablässig schwenkt, fährt und neigt sich die Kamera, die sich nicht satt sehen kann an den Kostümen und Sensationen der Dekors; immer wieder kommt es zu Aha-Erlebnissen, wenn sich die Figuren, wie von Zauberhand geführt, dort einfinden, wo das kollektive Gedächtnis seine ikonografischen Erinnerungsbilder ans 20. Jahrhunderts geschossen hat – ohne deshalb zu einer platten Rekonstruktion von Wochenschaumaterial zu verkommen. Das ist Absicht: Das Leben, geprägt von Zufällen und der Erfahrung der Vergänglichkeit, geht nicht im Politisch-Sozialen auf, sondern streift die „Big History“ bestenfalls im Anekdotischen. Das hat schon bei „Forrest Gump“ (fd 30 995) funktioniert, dessen Drehbuchautor Eric Roth auch das Skript zu „Benjamin Button“ entwarf. Der Film hält eine weitere Sensation bereit: Die Hauptdarsteller Brad Pitt und Cate Blanchett spielen ihre Rollen, soweit es moderne Möglichkeiten von Maske und Spezial Effects gestatten, komplett: Die 30-jährige Blanchett mimt eine knapp 20-Jährige und altert dann zur Sterbenden, der 45-jährige Brad Pitt leiht seine Züge einem greisenhaften Gnom und verjüngt sich, bis seine Rolle in den letzten Minuten von anderen Kindern übernommen wird. De facto heißt das, dass Brad Pitt zunächst wie der alte Mickey Rooney aussieht, dann immer mehr wie der nicht mehr ganz junge Robert Redford, irgendwann wie Brad Pitt, schließlich wie Pitt in jungen Jahren, dazwischen manchmal auch wie Brad Pitt als Marlon Brando, Peter O’Toole, Steve McQueen – je nachdem, in welcher Phase der Erzählung man sich befindet.

Früh steht fest, dass es sich bei „Benjamin Button“ um ein Wunderwerk des Ingenieurswesens handelt, dem es mehr um das „Wie“ als um das „Was“ des Erzählens zu tun ist. Die im unentwegten Fluss des anekdotischen Fabulierens, im fortwährenden Kommen und Gehen der Ereignisse und Nebenfiguren agierenden Protagonisten erscheinen als sprechende Kostümständer, vorzugsweise unterlegt mit gospelgetränkten Südstaaten-Singsang der Kategorie „By God, yes, Ma’m, I’ve seen a lotta things pass!“ Der Vergleich mit „Forrest Gump“ drängt sich auch auf, wenn man an die ideologische Substanz von „Benjamin Button“ heran will, der sein existenzielles Thema – als Greis geboren und dann immer jünger werdend – nur als bittersüße Liebesgeschichte in den Griff bekommt, ansonsten aber gar nicht erst versucht, sich der philosophischen Dimension des Bewusstseins seines Protagonisten zu nähern. So bleibt es beim phasenweise lösbaren Problem, die Biografien von Button und seiner großen Liebe Daisy soweit zu synchronisieren, dass angesichts der vorbeiziehenden Zeitläufte einige große Gefühle und dem Zuschauer ein wohliges Schaudern vor der eigenen Vergänglichkeit bleibt. Dass dem so ist, lernt Benjamin früh, weil er als junger Greis in einem Altenheim aufwächst, in dem das Kommen und Gehen zum Alltag gehört. Hier ist er der stille Beobachter, der sich seinen Reim auf das Leben der jünger aussehenden Erwachsenen macht, ohne dass die Spannung zwischen Körper und Geist über die dekorativ musical-hafte Geborgenheit in den Südstaaten der Roosevelt-Ära hinausginge. In manchen Momenten besitzt „Benjamin Button“ das Zeug zum Schelmenroman, zu einer Art modernisiertem „Huckleberry Finn“. Doch dann heuert Button auf einem Kutter an, zieht in den Krieg, kehrt heim, trifft Daisy wieder, die jetzt eine Ballett-Karriere in New York macht und ein Künstlerleben führt, für das Benjamin augenblicklich noch zu alt ist. Erneut treffen sie in Paris aufeinander, als Daisys Karriere ein unglückliches Ende findet. Schließlich leben sie sogar einige Jahre ihre Liebe – beide jetzt in den besten Jahren –, doch als sie eine Familie gründen, fühlt sich Benjamin bereits zu jung und verkündet weise: „Ein Kind braucht einen Vater und keinen Spielkameraden!“ Er zieht auf dem Hippie-Trail seiner Wege, was selbst redend noch nicht das Ende der Liebesgeschichte ist.

Während das 20. Jahrhundert solcherart verdichtet vorüber rauscht, bleibt Button immer ein „kalter“ Beobachter der Zeitläufte, wobei der Film eigentümliche Schwerpunkte setzt. Hat es mit der literarischen Vorlage von Fitzgerald zu tun oder mit den Vorlieben des Production Design, dass die 1920er- bis 1950er-Jahre so viel „reicher“ erscheinen als die beschleunigten letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts? Während die Beatles zumindest noch einen Fernsehauftritt haben, fehlen die üblichen Bilder von Kennedy, vom Vietnam-Krieg, der Mondlandung, Watergate, der Bürgerrechtsbewegung und 9/11. Erst ganz zum Schluss spülen die von „Katrina“ ausgelösten Fluten einige Requisiten und damit auch die Bush-Ära hinfort: „Nothing lasts!“ Ist also „Benjamin Button“ letztlich ein seelenloses, intellektuell unterdeterminiertes „L’art pour l’art“, so gibt es eine meisterhafte Sequenz, die heraus sticht: Das Ende von Daisys Karriere als Tänzerin in Paris, das die spätere Liebesgeschichte mit Benjamin erst möglich macht, verdankt sich einem Geflecht von Zufällen, die der Film quasi als autonome Montage visualisiert und dabei so etwas wie ein Äquivalent zum Musilschen „Möglichkeitssinn“ entwickelt, der dem Film sonst völlig abgeht.

gruss

helmut
_________________
Der Mensch lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben benachteiligte.

Francesco Terarca
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4LOM
Administrator


Anmeldungsdatum: 28.02.2005
Beiträge: 3350
Wohnort: North by Northwest

BeitragVerfasst am: 22 Jan 2009 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Drehbuchautor Eric Roth scheint sich ein wenig bei seinem Drehbuch zu "Forrest Gump" bedient zu haben: The Curious Case of Forrest Gump Very Happy

It's exactly like Gump ... except no AIDS.
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Tom
Gast





BeitragVerfasst am: 03 Feb 2009 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Schnulze hoch 10, ständig an der Grenze zur Peinlichkeit, aber sauunterhaltsam...Eskapismus pur Smile

Den schau ich nochmal Smile
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 03 Feb 2009 13:54    Titel: Antworten mit Zitat

Ein unerträglicher Film. Schauspielführung und Kameraarbeit sind uninspiriert und die einzige Szene, wo sich Fincher etwas einfallen hat lassen war, wo sie fast rückwärts auf das Kind getreten sind. Ansonsten vorhersehbar und — überflüssig. Einzig der computeranimierte Kopf war nicht so schlimm, wie ich nach dem Trailer gedacht hatte. Brad Pitt dann mit Maske zu sehen, war das viel größere Problem. Aber auch die Stellen mit der alten Frau im Krankenbett waren einfach nur grotesk schlecht. Fincher scheint hier siebenmal vom Blitz getroffen worden zu sein.
Nichtsdestotrotz ist der Film ein perfekter Kandidat für ein Bunnies-Reenactment. Smile Twisted Evil
_________________
"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub


Zuletzt bearbeitet von Dr. Strangelove am 20 März 2009 15:00, insgesamt einmal bearbeitet
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 03 Feb 2009 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Tja, ich weiss auch nicht, ob ich reingehen soll oder nicht. Confused

Und Frau Blanchet scheint ja offensichtlich in allem mitzuspielen. Eigentlich sehe ich sie ja gerne, aber hin und her hüpfend zwischen Mega-Blockbustern und kleinen Arthouse-Filmen wird sie mir doch auch langsam etwas suspekt.

Gruss
Ingo
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 03 Feb 2009 16:21    Titel: Antworten mit Zitat

Ingo hat folgendes geschrieben:
Tja, ich weiss auch nicht, ob ich reingehen soll oder nicht. Confused

Ich habe noch nie jemandem abgeraten, aber hier werd ich's tun: GEH' NICHT REIN INGO, DER FILM IST SCHLIMMER ALS BRELOERS BUDDENBROOKS Exclamation Schau dir stattdessen 20x den viel gelungeneren ZODIAC an.

Der Film taugt allenfalls als Lehrstück, wie man trotz wunderbaren Set-Designs Millionen in den Sand setzen kann.
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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Neophyte
Gast





BeitragVerfasst am: 06 Feb 2009 12:45    Titel: Antworten mit Zitat

Ich werde ihn gucken. Heute um 20.00 Uhr.
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Neophyte
Gast





BeitragVerfasst am: 07 Feb 2009 09:45    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wünschte ich hätte mir den Film nicht angetan.
Dr., du hattest selten mehr recht wie als hier, mit dem Kommentar man solle sich den Film nicht antun, sowie mit allem anderen was du gesagt hast. Der schlechteste aller Filme von Fincher die ich kenne. Habe ihn 2/10 gegeben. Schade, Finch. Sad
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 16 Feb 2009 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

edit

Zuletzt bearbeitet von cinéphile am 05 Apr 2012 09:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 16 Feb 2009 22:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ingo hat folgendes geschrieben:
Auch wenn der Zuschauer von Anfang an weiss, dass die Zeit gegen die Liebe spielt: «The Curious Case of Benjamin Button» bleibt ein
überraschender Liebesfilm. Und ein Augenschmaus obendrein: Regie, Kamera und digitale Effekte sind grossartig. Da verzeiht man auch
kleine Durchhänger...

Alles was recht ist, aber hier muss ich doch mal nachhaken: wo bitte ist denn dieser Film überraschend? In der schlechten Schauspielführung, der vorhersehbaren Handlung, der lachhaft einfältigen Szene mit dem Vater, der banalen Musikauswahl oder der Amélie-Hommage in Paris? Alles was recht ist, aber bis auf das herausragende Setdesign und die anfänglich schöne Wiedererschaffung der Epoche wurde hier so ziemlich alles falsch gemacht, was möglich ist. Der Film eine große Peinlichkeit ohne Intensität, die einfach schön verpackt wurde und so lange und klebrig-schwer im Magen liegt wie eine dieser Zuckerstangen in Disneyland, die man immer haben will und danach immer bereut.
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 17 Feb 2009 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

Ok, Dr. Strangelove, den Film schenk ich mir definitiv.

Gruss
Ingo
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 17 Feb 2009 10:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ingo hat folgendes geschrieben:
Ok, Dr. Strangelove, den Film schenk ich mir definitiv.
Was wie jetzt ... ich dachte der Kommentar sei von dir gewesen?!
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"Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
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cinéphile
Gast





BeitragVerfasst am: 17 Feb 2009 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

edit

Zuletzt bearbeitet von cinéphile am 05 Apr 2012 09:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Tom
Gast





BeitragVerfasst am: 17 Feb 2009 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich find den trotzdem unterhaltsam Very Happy
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