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Anmeldungsdatum: 28.02.2005 Beiträge: 3350 Wohnort: North by Northwest
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Verfasst am: 14 Jan 2008 14:38 Titel: arte | 28.01.08: Stummfilm 'Salomé' |
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28. Januar 2008 um 23.50 Uhr: " Salomé" [USA / E 1923, Charles Bryant]
Zitat: | Salome, Stieftochter des Herodes, will den gefangen gehaltenen Propheten Jochanaan sehen und verliebt sich in ihn. Weil Jochanaan auf ihre Verführungsversuche nicht reagiert und ihr einen Kuss verweigert, rächt sich Salome: Sie tanzt für Herodes den "Tanz der Sieben Schleier" und fordert dafür den Kopf Jochanaans in einer silbernen Schüssel.
Salome hört vor dem Palast ihres Stiefvaters Herodes die Stimme des Propheten Jochanaan, der in einer Zisterne gefangen gehalten wird. Jochanaan, der Prophet und Verkünder eines neuen christlichen Zeitalters, rügt die Mutter Salomes, Herodias, und verurteilt öffentlich Heroidas Ehe mit dem Bruder und Mörder ihres ersten Gatten. Er sieht in ihr die Verkörperung einer Welt, die ihrem Untergang entgegen geht: heidnisch, sinnlich, verdorben. Salome, die dieser Hassrede lauscht, wird plötzlich von einem leidenschaftlichen Verlangen nach Jochanaan ergriffen und fordert einen Kuss von ihm. Jochanaan ist empört von diesem Ansinnen und stößt sie von sich. Herodes, der die Szenerie beobachtet hat, ist von der Schönheit seiner Stieftochter fasziniert und bittet sie, für ihn zu tanzen. Er verspricht, im Gegenzug all ihre Wünsche zu erfüllen. Salome willigt ein und tanzt für Herodes den "Tanz der sieben Schleier". Der Preis, den sie dafür verlangt, ist der Kopf des Jochanaan. Als ihr der Kopf des Propheten überreicht wird und sie leidenschaftlich den Mund Jochanaans küsst, ist Herodes jedoch so angewidert, dass er seine Stieftochter töten lässt.
"Salome" ist die Stummfilmversion der Tragödie von Oscar Wilde, deren Drehbuch Natacha Rambowa, die Frau des berühmten Schauspielers Rudolph Valentino, unter dem Pseudonym Peter M. Winters verfasst hat. Rambowa entwarf auch das opulente Dekor und die Kostüme, für die sie sich an den Originalillustrationen von Aubrey Beardsley zu Wildes Theaterstück orientiert hat. Produziert wurde der bis zur Stilisierung künstlich gehaltene Film von der russischen Tänzerin und unabhängigen Filmemacherin Alla Nazimova. Publikumswirksam ließ Nazimova verbreiten, dass als Hommage an Oscar Wilde der Film mit einer durchweg homosexuellen Crew und Besetzung produziert worden sei und löste damit einen ungeheuren Skandal aus. Auch wegen seiner offenen Darstellung von Homosexualität wurde der Film stark zensiert.
Vor allem filmhistorisch ist "Salome" eine interessante "Ausgrabung", die die Dekadenz ihrer Entstehungszeit und die Exzentrik seiner Schöpfer spiegelt. Der Film kann als einer der wenigen experimentellen Filme betrachtet werden, der im Hollywood der 20er Jahre entstand. Nach mäßigem Erfolg verschwand er in der Versenkung. 1993 wurde er vom George Eastman House wiederentdeckt und rekonstruiert; der Filmkomponist Marc-Olivier Dupin schuf eine neue Musik. Nun ist der "erste Kunstfilm Amerikas" erstmals wieder in einer Fassung zu sehen, die in etwa der ursprünglichen Länge entspricht. |
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