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"Michael" von Carl Theodor Dreyer [SPOILER]

 
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Neophyte
Gast





BeitragVerfasst am: 17 Feb 2008 20:19    Titel: "Michael" von Carl Theodor Dreyer [SPOILER] Antworten mit Zitat

http://imdb.com/title/tt0015136/

1924 drehte Dreyer einen Film, welcher im mehrfachen Sinne Kunst ist; nicht nur weil Film als Kunst gilt, insb. die Stummfilme, sondern auch, weil hier Gemälde eine essenzielle Bedeutung ihr Eigen nennen. Die Geschichte ist mehr als biblisch. Michael ist der "Sohn", bzw. Ziehsohn von Claude Zoret. Claude ist ein Maler, Michael sein Modell. Wie abzusehen ist, wendet sich der Schüler im Verlauf der Geschichte gegen den Meister; aus Michael wird eine Art Judas, welcher seinen Mentor allerdings nicht wegen Geld verrät, sondern wegen einer Frau, die hier als Wurzel des Übels dargestellt wird... zum. bis kurz vor Ende, denn dann sagt Claude "[...], jetzt kann ich ruhig sterben, denn ich habe eine große Liebe gesehen." Wenn er sich darin mal nicht täuscht, denn er zweifelte auch die Loyalität von Charles Switt an, welcher weitaus loyaler ist, als Michael. Desweiteren ist es eine ;grandiose Szene; der Film besteht überhaupt nur aus solchen Szenen, wenn man da am Anfang des Filmes am Tisch sitzt, vom Tod gesprochen wird und Claude sagt, dieses Gespräch animiere ihn zu einem Gemälde, in dem Brutus Cäsar ermordet; ironisch ist das ausgerechnet Michael fragt, wie Brutus aussehen solle - das Prinzip des Verrats zeichnet sich also schon früh im Film ab... mit den kleinen aber feinen Unterschied, das Michael seine Motive darlegt, welche durchaus verständlich sind, und man eben aus diesem Grunde Michael nicht hassen oder verachten kann. Im großen und ganzen ist die Geschichte, das Umfeld der Charaktere und die damit einhergehende filmische Narrative im höchstem Maße subtil.

Die Kunst einen Film zu machen: Vorweg will ich einräumen den Roman nicht zu kennen, und von daher keinen direkten Schluß ziehen zu können. Aber, Dreyer hat hier schon in der ersten Szene des Films gewonnen. Zunächsteinmal baut er hier ein Kartenhaus aus verschiedenen Charakteren auf: Dem Maler, seinen Ziehsohn, einen befreundeten Journalisten, einen treuen Butler, eine skrupellose Prinzessin und andere Figuren. Ausnahmslos jeder der Charaktere wirkt glaubwürdig, sowohl im Auftreten wie als im Agieren als Charaktere, von den schauspielerischen Leistungen einmal ganz zu schweigen.
Vor allen Dingen aber fesselte mich die Mimik. Diese Mimik...
Bilder sagen mehr als 1000 Worte; in einem Dreyer-Film allemale, zumal auch seine Tonfilme wie Vredens dag & Ordet dies grandios vorführten; von seinem Mammutmeisterwerk des Stummfilms: La Passion de Jeanne d'Arc brauche ich wohl gar nicht erst zu reden.

Unterm Strich könnte man es dem Film höchstens ankreiden einen doppelten Boden zu nutzen, da Dreyer hier die Gefühle des Malers, als ihn Michael dreimal in kürzester (Film)Zeit das Herz bricht, u.a. mit Gemälden im Hintergrund, oder kitschigen Metaphern, wie allein vor einem Kamin zu sitzen, selbst für Dumme und oder Blinde sichtbar macht obwohl diese unschwer zu erkennen/verstehen sind. Lustig, aber auch etwas zu viel des Guten ist der Auftritt des legendären Kameramannes Karl Freund als Kunsthändler; dessen Arbeit an diesem Film wieder einmal erste Sahne ist.

Nach diesen meinen 4ten Dreyer-Film und zugleich virtuosem Meisterwerk, ist es, denke ich, mehr als berechtigt, und ich fühle mich mehr als dazu verpflichtet, folgende Regel aufzustellen:

"Ein Film von Carl Theodor Dreyer kann nicht schlecht sein!"

Ich liebe Carl Theodor Dreyer jetzt schon (beinahe) so sehr wie seinen schwedischen Kollegen Ingmar Bergman. Very Happy

Nachtrag: Ich habe den Film bewusst etwas "breiter vorgestellt", da ich hoffte somit Geschmack auf ihn machen zu können; auf alle Fälle sei er Euch von ganzem Herzen ans selbige gelegt.


Zuletzt bearbeitet von Neophyte am 17 Feb 2008 22:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Dr. Strangelove



Anmeldungsdatum: 02.08.2005
Beiträge: 1806

BeitragVerfasst am: 17 Feb 2008 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Walter Slezak, der hier den Jüngling mimt, hat übrigens im 1944er Hitchcock-Film "Lifeboat" den German Bad Guy gespielt. Ich fand das recht interessant, als ich ihn da zum zweiten Mal gesehen habe, 20 Jahre danach.

Ob ein Film von Dreyer nun zwangsläufig gut sein muss kann ich noch nicht beurteilen, ich kenne von ihm erst sieben Filme. Die waren aber in der Tat immer eine ganz außergewöhnliche Erfahrung, wie man sie nur sehr selten im Kino hat. Der Vergleich mit Bergman ist da durchaus berechtigt, auch wenn mir Dreyer viel "filmischer" erscheint als Bergman, dessen Filme mir meist sehr dem Theater verhaftet sind. Zumindest gelingt es Dreyer immer wieder, mein Unbewußtes zu packen, und mich in dessen Filmwelt versinken zu lassen. Das geschieht immer ganz unmerklich und ich kenne solche Erfahrungen nur aus den besten Filmen Murnaus.
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