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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 13 Jan 2008 14:08 Titel: Abel Gances "Napoleon" |
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Ich will an dieser Stelle einmal das Augenmerk auf den 1927er "Napoleon"-Film von Abel Gance lenken, den ich kürzlich auf DVD gesehen habe. Zuvor jedoch un peu d'Histoire:
Abel Gance sah Griffith' "Geburt einer Nation" und wollte ähnliches im französischen Film schaffen, nämlich eine Art monumentale Filmfreske über Napoleon. Dazu sollten sechs Teile verfilmt werden, die sein Leben ausführlich nachzeichnen. Gance konnte jedoch den Film nur bis zu Napoleon Einzug in Italien realisieren, wodurch der Film wie eine Heldenverklärung wirkt, da sein Abstieg unverfilmt blieb. Für die Schlachtszenen erfand er 25 Jahre vor den ersten Breitbildversuchen ein Cineramaähnliches Verfahren, welches er Polivision nannte und bei dem drei Kameras gleichzeitig auf drei Leinwände projizieren.
Die Dreharbeiten begannen im Januar 1925 in Paris, Briançon und Korsika, wobei 250.000 m Film belichtet wurden. In der Opéra Garnier in Paris fand am 7. April 1927 in Polyvision die Premiere statt, der große Arthur Honegger schrieb die Orchesterpartitur.
Das wohl faszinierendste an "Napoleon" sind seine unzähligen technischen Innovationen, Gance hatte hier eine einzigartige künstlerische Freiheit. Die Kamera ist im wahrsten Sinne des Wortes "entfesselt", es wird mit unglaublich schnellen Schnitten, unzähligen Doppelbelichtungen gearbeitet und die Kamera verblüfft durch ihre Beweglichkeit, die gefilmten Kutschenfahrten sind eine Augenweide. Daneben erinnert vieles an Erich von Stroheim, etwa wenn in der Tanzszene die Kamera den Frauen unter die Röcke schaut.
Der Schauspieler Albert Dieudonné spielt den Napoleon, und das mit großer Leinwandpräsenz. Er scheint wie für die Rolle geschaffen. In seinen späteren Jahren glaubte er allerdings selbst daran, Napoleon zu sein. Das scheint jedoch irgendwie das Schicksal großer Schauspieler zu sein, die ständig große historische Persönlichkeiten verkörpern. Otto Gebühr, der in Deutschland unzählige Male den Alten Fritz spielte, glaubte später ebenfalls daran, der große Feldherr zu sein.
Der Grund, weshalb ich hier über den Film berichte, ist jedoch meine Empörung über die rigide Zurückhaltungsstrategie der Familie Coppola, welche die Rechte besitzt. Im Laufe der Zeit entstanden ungefähr 23 Rekonstruktionen des Films, wobei die von Claude Lelouch, Kevin Brownlow und Francis Ford Coppola die bedeutendsten sind.
Zur Version von Claude Lelouch habe ich zahlreiche Informationen im Interviewbuch "Claude Lelouch: Mode d'emploi" gefunden, aus dem ich an dieser Stelle einiges für euch übersetzt habe. Ihm zufolge hatte Gance anfang der 70er die Idee, Napoleon zu vertonen. Da Gance bereits während der Dreharbeiten geahnt habe, daß der Film irgendwann sprechen könne, ließ er Dieudonné nicht irgendetwas aufsagen, sondern die präzisen historischen Texte. Gance war zuerst zu Truffaut gegangen, mit der Bitte um Geld, der aber den Wahnsinn bereits ahnte und ihm absagte. Truffaut rief jedoch den damals immens erfolgreichen Regisseurskollege Lelouch an: "Bonjour, in meinem Büro sitzt Abel Gance. Er hat die Idee, Napoleon zu vertonen. Ich habe ihm gesagt, daß Sie der einzige Mensch in Paris sind, der sich dessen annehmen kann." Eine Stunde später war er bereits im Büro von Lelouch. Selbiger war zwar nicht davon überzeugt, ob die Vertonung eine gute Idee ist, gab jedoch aus Achtung vor dieser Kinogröße sein Einverständnis und erwarb die Rechte. Kurz danach sagte Gance: "Ich habe eine Idee: wir werden neue Szenen drehen!" Lelouch gab ihm Claude Pinoteau ("La Boom") zur Hand, der damals sein Assistent war. Man drehte Explosionen, zerschmetterte Fensterscheiben und Revolutionsszenen. Der Film wurde richtig teuer, denn Gance drehte nicht das, was er den Produzenten sagte und sagte nicht, was er drehte. Er sei wie ein Wahnsinniger gewesen, hätte aber einen solchen Enthusiasmus gehabt, daß Lelouch aus Bewunderung das Projekt fortsetzte. Das Ergebnis war ein neuer Film mit dem Namen "Bonaparte et la Revolution". Lelouch meinte, daß der Film als Tonfilm von seiner Kraft verliert und zu geschwätzig wirke. Gance war dagegen sehr zufrieden und stolz. Der Film hatte nur mäßigen Erfolg und der Produzent hatte viel Geld verloren.
1980 stellte der britische Filmwissenschaftler Kevin Brownlow eine wesentlich genauere Rekonstruktion vor, welche auch die von Gance zuvor wieder entfernten Polyvisionsszenen enthielt und ein großer Triumph wurde. Abel Gance konnte dadurch noch zu Lebzeiten erleben, wie er cineastisch rehabilitiert wurde. Brownlow führte noch weitere Restaurationen 1983 und im Jahre 2000 durch, welche neuentdecktes Material aus der Cinémathèque Française einbeziehen. Da es so unglaublich schwer ist, die Polyvisionsprojektion durchzuführen, wurde er das letzte Mal 2004 in der Royal Festival Hall in London aufgeführt.
Seitdem gibt es einen andauernden Rechtsstreit mit Francis Ford Coppola, der das musikalische Erbe seines Vaters Carmine Coppola bewahren möchte und nur seine Rekonstruktion gelten läßt. Seit Jahren werden systematisch DVD-Veröffentlichungen erst angekündigt und dann deswegen wieder gecancelt. Brownlow tat sich allerdings auch keinen Gefallen damit, als er Coppolas Verhalten mit dem von Goebbels verglich.
Die vorliegenden Screenshots stammen von der 2004 erschienenen spanischen DVD, die Coppolas 223-minütige Version mit englischen Zwischentiteln und Carmine Coppolas Musik enthält. Leider ist auch diese wieder OOP.
Was meint ihr zu diesem Film, hat ihn vielleicht jemand schon im Kino sehen können? _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub
Zuletzt bearbeitet von Dr. Strangelove am 13 Jan 2008 14:36, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 14:22 Titel: |
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Ich möcht' ihn sehen! Ich will ihn sehen! Ich MUSS ihn sehen!
@ Dr. Hervorragender Text, wie so oft. |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 16:47 Titel: Re: Abel Gances "Napoleon" |
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Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben: |
hat ihn vielleicht jemand schon im Kino sehen können? |
Würde ich gern mal, aber das kommt schon noch.
Gruss
Ingo |
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Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 18:39 Titel: Re: Abel Gances "Napoleon" |
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Ingo hat folgendes geschrieben: | Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben: |
hat ihn vielleicht jemand schon im Kino sehen können? |
Würde ich gern mal, aber das kommt schon noch.
Gruss
Ingo |
Wenn Heimkino auch zählt, dann tanz ich grad so um dich rum Ingo, zeig immerzu mit dem Finger auf dich und ruf "hahahahahaha" und tu dabei ganz gehässig Herrschaftzeiten, bin ich ein schlechter Mensch..... ich möcht mich entschuldigen Ingo
bei mir wars übrigens die australische dvd. vielleicht gibts die ja noch? |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 18:43 Titel: Re: Abel Gances "Napoleon" |
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tom hat folgendes geschrieben: |
Wenn Heimkino auch zählt, |
Natürlich nicht!
Nur KINO zählt!
Gruss
Ingo |
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Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 19:11 Titel: |
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Dem kann man nix anhaben, dem scheiß Gärtner, es ist so ungerecht!!!! Da hockt der regelmäßig in seinem Kino und grinst doch selbst beim traurigsten Drama 90 minuten am stück durch weil er weiß dass er uns das gleich wieder reinreiben kann, dass er ALLES im kino gesehen hat. Aber warts nur ab Ingo, warts nur ab, an deinem Thron wird schon noch gesägt. Immerhin habe ICH Transformers und Anacondas 2 im KINO gesehen! |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 19:18 Titel: |
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tom hat folgendes geschrieben: | Immerhin habe ICH Transformers und Anacondas 2 im KINO gesehen! |
Das will ich jetzt ganz stark bezweifeln!
Gruss
Ingo |
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Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 19:21 Titel: |
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Ingo hat folgendes geschrieben: | tom hat folgendes geschrieben: | Immerhin habe ICH Transformers und Anacondas 2 im KINO gesehen! |
Das will ich jetzt ganz stark bezweifeln!
Gruss
Ingo |
WAS???? Transformers mit der Belegschaft der Psychiatrie (kein scheiß) des Mt. Sinai Hospitals in Toronto im Paramount Kino, bzw. heutiges Nova Scotia Cinema. Anacondas 2 im Münchner Marmorhaus (inzwischen abgerissen aber nicht deswegen) |
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cinéphile Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 19:26 Titel: |
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Ach tom, ich habe ja auch ein Sündenregister!
Das liegt vor allem an den Filmen, die ich in den 80er Jahren gesehen habe.
Wir könnten ja hier mal ein Thread dafür einführen.
Gruss
Ingo |
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Horrorcollector
Anmeldungsdatum: 03.03.2005 Beiträge: 1579 Wohnort: Wuppertal
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Verfasst am: 13 Jan 2008 22:33 Titel: |
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Hi,
Ich habe eine DVd aus australien hier, ebenfalls mit dem coppla cut. Ist von Universal und durchaus akzeptabel was die quali angeht
Grüsse,
Dennis _________________ DVD-Profiler Stand anfang März, seit dem nicht mehr aktualisiert.
"Wenn Gott mir doch irgend ein klares Zeichen geben würde wie zum Beispiel, bei einer Schweizer Bank eine grosszügige Einzahlung auf meinen Namen zu machen." - Allen |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 13 Jan 2008 22:42 Titel: |
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Horrorcollector hat folgendes geschrieben: | Hi,
Ich habe eine DVd aus australien hier, ebenfalls mit dem coppla cut. Ist von Universal und durchaus akzeptabel was die quali angeht
Grüsse,
Dennis |
Daß es den Coppola-Cut gibt ist mir schon klar, allerdings soll er kein Vergleich zur 5,5 Stunden-Version (!) von Brownlow sein. Und das ist halt das Problem: niemand darf ihn veröffentlichen, da Coppola drauf sitzt. _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 22:53 Titel: |
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Horrorcollector hat folgendes geschrieben: | Hi,
Ich habe eine DVd aus australien hier, ebenfalls mit dem coppla cut. Ist von Universal und durchaus akzeptabel was die quali angeht
Grüsse,
Dennis |
genau die mein ich, bin auch absolut zufrieden. kann bei wunsch auch gern mal screenshots machen. oder halt der dennis... |
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Dr. Strangelove
Anmeldungsdatum: 02.08.2005 Beiträge: 1806
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Verfasst am: 13 Jan 2008 23:20 Titel: |
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tom hat folgendes geschrieben: | Horrorcollector hat folgendes geschrieben: | Hi,
Ich habe eine DVd aus australien hier, ebenfalls mit dem coppla cut. Ist von Universal und durchaus akzeptabel was die quali angeht
Grüsse,
Dennis |
genau die mein ich, bin auch absolut zufrieden. kann bei wunsch auch gern mal screenshots machen. oder halt der dennis... |
Ist die Quali besser als bei der spanischen Version, von welcher ich die Screenshots gemacht habe? _________________ "Un artiste est toujours jeune" Jean-Marie Straub |
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Gast
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Verfasst am: 13 Jan 2008 23:42 Titel: |
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find ich nicht, wobei ich jetzt nicht die selben einstellungen verglichen hab. ist ungefähr gleich tät ich sagen |
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Neophyte Gast
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Verfasst am: 14 Jan 2008 19:39 Titel: |
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Dr. Strangelove hat folgendes geschrieben: | Horrorcollector hat folgendes geschrieben: | Hi,
Ich habe eine DVd aus australien hier, ebenfalls mit dem coppla cut. Ist von Universal und durchaus akzeptabel was die quali angeht
Grüsse,
Dennis |
Daß es den Coppola-Cut gibt ist mir schon klar, allerdings soll er kein Vergleich zur 5,5 Stunden-Version (!) von Brownlow sein. Und das ist halt das Problem: niemand darf ihn veröffentlichen, da Coppola drauf sitzt. |
Sehr ärgerlich so eine Einstellung, vor allem für Filmbegeisterte... |
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