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Horrorcollector
Anmeldungsdatum: 03.03.2005 Beiträge: 1579 Wohnort: Wuppertal
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Verfasst am: 14 März 2005 21:19 Titel: Vera Drake |
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Hi,
Da ich im Grunde sehr angetan war von dem was Mike Leigh so abliefert, ihn sogar zu einem meiner Lieblinge des aktuellen britischen Films zählen würde, bin ich heute mit hohen Erwartungen in seinen neuen Film Vera Drake gegangen, der ja auch in Venedig den Goldenen Löwen gewonnen hat. Da ich grundsätzlich jemand bin der Versucht alle Leseaktivitäten nach dem Film zu vollziehen, also möglichst unbelastet in den Film gehen will, war meine Überraschung gross als ich merkte das der Film im Grunde ein Remake von Chabrols Une affaire de femmes ist. Komisch das dass nichtmal die IMDB so angibt, offenslichtlicher geht es kaum, die Änderungen sind geringfügig. Imelda Staunton bringt wirklich eine gute Leistung, leider aber ist Leigh's Stil nicht immer zu deren Vorteil. Die Streckenweise sehr langen und immer wieder rückgeschnittenen Totalaufnahmen des weinenden Gesichts funktionieren nicht wirklich und wirken oft mehr aufdringlich denn bewegend. Ich weiss nicht ob es Zufall war oder Leigh in den Verhöhrungs und-Gerichtsszenen wirklich Dreyers d'Arc oder Ming Liang-Tsai im Kopf hatte, aber die Intensität der genannten Regiseure erreichte er nie. Noch beschwerend hinzu kommt die Eindimensionalität des Vera Charakters, der gerade in einem politisch ambitioniertem Werk ärgerlich erscheint. Eine ganz grosse, politisch motivierte Tragödie wollte Vera Drake sein, dessen vierter Akt klar auf die Tränen des Zuschauers abziehlt, er zerfällt aber an eindimensionalen Charakteren und pathetischer Melodramatik die sich im Stil vergreift.
Evtl. geht es Leuten anders die Chabrols in allen Belangen überlegenes Werk nicht kennen, und ich weiss wie einseitig es ist ein Werk an seiner "Inspiration" zu messen, aber wenn man bei jeder Szene noch genau im Kopf hat wie es besser geht, bei jeder Änderung diese als Fehler erkennt, muss was nicht stimmen.
Ich sag: Lieber noch ein paar mal Une affaire de femmes gucken.
Übrigens sei dennoch dazu gesagt das ich es gut finde das dass Thema, gerade wenn man an bestimmte "literarische" Publikationen denkt, auf diese Weise und mit dem direkten Ziel der Emotion des grossen Publikums auf die Leinwand kommt.
Was waren eure Gedankten zu dem Film?
Grüsse,
Dennis |
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Horrorcollector
Anmeldungsdatum: 03.03.2005 Beiträge: 1579 Wohnort: Wuppertal
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Verfasst am: 14 März 2005 21:22 Titel: |
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Hi nochmal,
Übrigens war die Rolle in einem Zustand wie ich es lange nchtmahr erlebt habe, Risse, gelbe Flecken und Stellen sowie hefitge Farbschwankungen haben mich streckenweise glauben gemacht ich schaue einen 50 Jahre alten Film...sehr komisch.
Grüsse,
Dennis |
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Horrorcollector
Anmeldungsdatum: 03.03.2005 Beiträge: 1579 Wohnort: Wuppertal
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Verfasst am: 25 Apr 2005 12:20 Titel: |
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Hi,
Ich muss mich mal leicht verbessern. Erstmal meine ich oben natürlich Nahaufnahmen, und nicht Totalaufnahmen...
Aber auch meine Überlegung woher Leigh die Inspiration für den Stil hat ist eigentlich hinfällig, da mir gestern bei Secrets & Lies aufgefallen ist das sowohl die geringe Schnittanzahl, die länge der Einstellungen (damit auch die oft statische Kamera, die mich im Kino wohl an Tsai erinnert hat) und auch die häuigen Nahaufnahmen von emotional berührten Gesichtern (bei ihm meist heulen sowie die Zustände davor und danach) schon hier von ihm genutzt wird. Es scheint dann wohl eher die Tatsache zu sein das bei Drake fast die ganze zweite Hälfte geheult wird, was mir dann wohl den penetreanten Eindruck gab (wobei andere im Kino hörbar berührt waren).
Natürlich auch immernoch den unglaubwürdig naiven Charakter der Drake. Ich weiss auch garnicht wie Ebert zu dem Eindruck kommt "Vera is kind and innocent, but Lily, who procures the abortions, is hard, dishonest and heartless". Klar hat sie eine stringente Art die Abtreibungen zu machen, aber ich meine ist es Herzlos das ganze, was sicher nicht die schönste Erfahrung ist, unnötig in die Länge zu ziehen? Auch ihre Art ist zwar Direkt, aber immer verständnisvoll, nett und hilfsbereit. Ausserdem finde ich ist das Handlen Veras durch die Tatsache das sie dafür kein Geld nimmt (im gegensatz zu Chabrols Version) so oder so legitimiert durch die gute Absicht, die sie ja auch noch zig mal kund tut.
Ausserdem ist mir Gestern mal wieder aufgefallen wie sehr bei Drake doch jegliche Vielschichtigkeit gefehlt hat, die ich bei allen Leigh Werken bis dato so sehr schätze. Um mal ein Bsp. zu geben wie Leigh normaler Weise keine narrativ plakativen bzw. eindimensionalen Elemente in seinen Dramen hat kann an die syntaxische Funktion der Job's der Protagonisten aus Secrets & Lies nehmen: Hortense ist von Beruf her Testerin für Sehstärke (wie heißt blos der Fachausdruck in Deutsch?), was bedeutet sie hilft Menschen zu sehen, genau wie sie im Familiendrama die Person ist die alle dazu bringt der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Maurice ist Fotograph der die Leute für die Fotos zum Lachen bringen muss (was ja auch in langen Sequenzen gezeigt wird), versucht also Leute fröhlich zu machen genau wie er im Drama der ist, der versucht die Leute glücklich zu machen indem er der Vermitller zwichen den Fronten ist (er sagt auch am ende "all I ever wanted to do is to make people happy"). Genauso seine Frau die als Hausfrau nur um den materiellen Luxus in dem riesen Haus kümmert und somit ihre Unfähigkeit Kinder zu kriegen substituiert. Ebenso Roxanne die Müll aufsammelt. Sie wird später der Leidtragende als einziger unwissender usw. usw.
Hab ihr eine solche Geschlossenheit in Vera Drake entdeckt? Ich zumindest nicht. Naja, soviel nochmal zu Leigh
Grüsse,
Dennis |
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